Kiel
Raue See, weiche Knie

Ingolstädter Eishockey-Profis Björn Barta und Alexander Oblinger haben sich in Kiel als Segler versucht

27.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:58 Uhr

Seetauglich: Die ERC-Profis Alexander Oblinger (Vierter von rechts) und Björn Barta (Dritter von rechts) kreuzen beim Audi Sailing Cup mit ihrem Boot hinter der Konkurrenz. Bei Windböen weit über 20 Knoten geriet die Regatta vor Kiel-Schilksee zu einer stürmischen Angelegenheit - Foto: Walch/Audi

Kiel (DK) Eigentlich gehen sie nur aufs Wasser, wenn es gefroren und spiegelglatt ist. Das Wasser der Kieler Förde war beides nicht – trotzdem wagten sich die ERC-Profis Alexander Oblinger und Björn Barta auf ein Segelboot. Gekentert sind sie nicht, den Sieg beim Audi Sailing Cup verpassten sie jedoch klar.

Zumindest auf den letzten Metern waren sie die Schnellsten: Mit gehisstem Gennaker – einem zusätzlichen Vorsegel – preschte das Boot mit der Startnummer eins über die Ziellinie. „Ein paar Mal haben wir uns verzettelt, aber mit dem Gennaker war es richtig cool“, befand Oblinger. „Am Ende hab’ ich nicht mehr gewusst, wo oben und unten ist. Wir haben wie ein Fleischberg alle übereinander im Boot gelegen“, erzählte Barta.

So wie den Ingolstädter Eishockey-Profis erging es wohl allen Prominenten, die sich beim Audi Sailing Cup im Rahmen der Kieler Woche auf die leichten Kielboote des Typs B/one trauten. Sechs Teams aus Sportlern, Sängern und Schauspielern waren am Start – die meisten ohne jegliche Segelerfahrung. Die ERC-Spieler bildeten gemeinsam mit Hockey-Olympiasieger Carlos Nevado eine Mannschaft – unter Anleitung der olympiaerfahrenen Skipperin Kathrin Kadelbach.

Als wäre das fehlende Segelwissen nicht schon Handicap genug, erschwerten die raue See und Windgeschwindigkeiten von mehr als 20 Knoten die ersten Übungsfahrten. Schon kurz nach dem Auslaufen aus dem Olympiahafen Kiel-Schilksee bekamen die Teams das zu spüren. Kadelbach nannte es „ruppige Bedingungen“ – für Nevado war es eine „Grenzerfahrung“. Alle Boote neigten sich mehrfach fast um 90 Grad zur Seite, sodass sich Mast und Wasseroberfläche bedrohlich nahe kamen. „Gefühlt sind wir einige Male gekentert. Kathrin hat uns aber versichert, dass das nicht geht“, erzählte Barta, der seiner Skipperin vertraute. „Ich habe das gemacht, was Kathrin mir gesagt hat. Es ist aber bestimmt noch geiler, wenn man auch weiß, warum man das macht.“

Auch Nevado, der beim Uhlenhorster HC in Hamburg spielt, zeigte sich beeindruckt: „Das war atemberaubend, aber ich war total angespannt. Kann das Boot kentern? Ich kann das nicht einschätzen. In den ersten fünf Minuten ist mir der Mast knapp über die Birne gerauscht. Wenn er mich trifft, ist es vorbei.“

Den Sieg auf der Kieler Förde holte sich überlegen DTM-Pilot Timo Scheider, der mit seinem Renningenieur Markus Michelberger und Seglerin Ulrike Schümann, Vierte bei den Olympischen Spielen von Peking 2008, die Strecke am schnellsten bezwang. „Geschwindigkeit bringt Sicherheit“, hatte der Audi-Fahrer schon vorher gescherzt. „Wir waren total ehrgeizig und haben die Anweisungen ohne Kompromisse umgesetzt“, sagte Scheider nach dem Rennen, ehe er sich und den anderen – ganz wie beim Motorsport – eine Champagnerdusche gönnte.

Zweiter wurde das Boot mit dem Abensberger Judoka Ole Bischof und Skispringer Richard Freitag. „Ich war vorher ziemlich aufgeregt, aber es war eine tolle Teamerfahrung. Man merkt, wie stark die Natur ist“, berichtete Freitag.

Trotz einiger misslungener Manöver: Der beeindruckendste Schlussspurt gelang zweifellos dem Boot mit der Ingolstädter Besatzung. „Wäre das Rennen 200 Meter weiter gegangen, hätten wir alle noch überholt“, sagte Oblinger. Doch im Rausch der Geschwindigkeit passierte das Malheur: Beim Einholen des Gennakers riss die Besatzung ein Loch ins Segel. Kadelbach nahm es gelassen. „Sportler gehen offenbar nicht vom Schiff, ohne dass etwas kaputt geht“, scherzte die 29-Jährige – in Anspielung auf die Hockey-Nationalmannschaft, die ihrem Olympiasieg in London ausgelassen auf der MS Deutschland feierte und 500 000 Euro Schaden anrichtete.

So teuer wird die Reparatur des Gennakers nicht. Daher fiel das Fazit der Panther-Profis ausnahmslos positiv aus. „Überragend, es hat Riesenspaß gemacht“, sagte Barta, während Oblinger am liebsten gleich weitergesegelt wäre. „Das war eine geile Erfahrung, ich würde es sofort nochmal machen.“