Wolfsburg
Mit drei Punkten auf Rang drei

ERC Ingolstadt gewinnt nach hartem Kampf 4:2 in Wolfsburg – Ross zweifacher Torschütze

18.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:45 Uhr

Alles im Griff: ERC-Torwart Timo Pielmeier, der hier von Alexander Polaczek (rechts) und Norman Milley (Zweiter von rechts) bedrängt wird, musste nur zweimal hinter sich greifen - Foto: Simka/City-Press

Wolfsburg (DK) Der ERC Ingolstadt hat mit einem verdienten 4:2 (2:1, 1:0, 1:1) beim EHC Wolfsburg einen Verfolger um die direkte Play-off-Qualifikation auf Abstand gehalten. Jared Ross traf doppelt und bescherte seinem Team Platz drei in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Das Spiel war lange vorbei, die Scheinwerfer abgeschaltet, die Pressekonferenz lief schon. Doch ein paar Dutzend unentwegte Wolfsburger Fans und ein Trommler wollten noch nicht nach Hause, sie sangen einfach weiter. „Hut ab, das findet man in der Liga nicht so oft. Ich übernehme die Verantwortung für meine Mannschaft. Wir geben nicht auf“, sagte Trainer Pavel Gross. Seine Worte wurden per Mikrofon in die Halle übertragen, und die Anhänger bedachten sie mit viel Applaus. Kein alltäglicher Vorgang bei einem Team im Formtief, dem zurzeit nicht viel gelingen will.

An der Einstellung lag es keinesfalls, dass die Gastgeber gestern leer ausgingen. Gross liebt das körperliche, temporeiche Spiel. Ein Markenzeichen seiner Mannschaft ist die aggressive Überfalltaktik, mit der sie für gewöhnlich aus der Kabine zu stürmen pflegt. So auch gestern: Die Wolfsburger gingen engagiert zu Werke, fuhren die Checks zu Ende und brachten die Scheiben zum Tor von ERC-Goalie Timo Pielmeier. Ingolstadt hielt jedoch gut und clever dagegen, sodass sich ein physisch anspruchsvolles und sehenswertes Spiel entwickelte. „Wir sind zufrieden, weil es nicht einfach ist, in Wolfsburg zu spielen“, sagte ERC-Coach Larry Huras. „Wir haben im ersten und letzten Drittel ordentlich gespielt. Im letzten Drittel hatten wir gefühlt 20 Schüsse“, analysierte Gross. Den Unterschied, da waren sich beide Trainer einig, hätten die Über- und Unterzahlformationen gemacht.

Nach neun Minuten war Wolfsburg vor 1904 Zuschauern, darunter gut 20 Ingolstädter, in Führung gegangen – und zwar in Überzahl, ihrer Spezialdisziplin in dieser Saison. Tyson Mulock hatte Marco Rosa schön freigespielt, dessen Schlagschuss fälschte Gerrit Fauser zum 1:0 ab (9.). Obwohl das Powerplay bislang nicht zu den Stärken der Panther zählt, schlugen auch sie in Überzahl zu, in doppelter sogar. Als Aleksander Polaczek und Fauser kurz hintereinander auf die Strafbank mussten, traf der Ex-Wolfsburger Aaron Brocklehurst mit Gewalt durchs Getümmel (17.). Nach Studium des Videobeweises gaben die Schiedsrichter den Treffer – und 56 Sekunden später ging der ERC, immer noch mit einem Mann mehr auf dem Eis, in Führung. Jared Ross verwandelte einen Abpraller von John Laliberte zum 2:1 für Ingolstadt (18.). Das dritte Tor für den Deutschen Meister verpasste Ryan MacMurchy, als er nach tollem Zuspiel von Brandon Buck das leere Tor verfehlte (24.). Pech hatte Thomas Greilinger, dass der Wolfsburger Torhüter Sebastian Vogl seinen in Richtung Torlinie kullernden Schuss im letzten Moment noch stoppen konnte (36.).

Wenig später sah der Goalie allerdings nicht besonders glücklich aus: ERC-Kapitän Patrick Köppchen hatte aus dem linken Bullykreis abgezogen, eher aus Mangel an Anspielstationen denn aus Überzeugung, doch Vogl rutschte der Puck bei freier Sicht unter der Stockhand hindurch ins Netz – 3:1 für Ingolstadt (38.).

Nach 49 Minuten verpasste Martin Davidek bei einem Konter die endgültige Entscheidung. Wolfsburg gab sich allerdings nicht auf, der Druck der Gastgeber nahm von Minute zu Minute zu. „Im dritten Drittel waren sie überragend“, sagte Ross. Kritisch wurde es, als Laliberte und Alexandre Picard mehr als eine Minute lang gleichzeitig auf der Strafbank saßen, doch Benedikt Kohl, Michel Periard und Derek Hahn verteidigten geschickt, blockten viele Schüsse und nahmen damit wertvolle Sekunden von der Uhr. Weil die Schiedsrichter im Anschluss einen Wechselfehler der Wolfsburger übersahen, blieb es bei fünf gegen fünf. Als Polaczek dreieinhalb Minuten vor der Schlusssirene auf 2:3 verkürzte, nachdem Pielmeier einen Schuss Mulocks nicht festhalten konnte, wurde es hektisch. Doch der ERC überstand alle Angriffe unbeschadet, drei Sekunden vor Schluss schoss Ross zum 4:2-Endstand ins leere Tor. „Ich glaube, dass ich in meinen ersten drei Jahren hier nicht getroffen habe“, sagte der US-Amerikaner, der schon beim 5:3 vor zwei Wochen an gleicher Stelle den Endstand besorgt hatte, „daher ist es umso schöner.“