Ingolstadt
Kampf um die Karriere

ERC-Stürmer Jared Ross schuftet nach seiner Bandscheiben-Operation für ein Comeback im Januar

28.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:22 Uhr

Ungewohnte Disziplin: Eishockey-Profi Jared Ross (links) absolviert unter Anleitung von Mannschaftsarzt Martin Gerneth Stabilisationsübungen an der Kletterwand. Im Dezember will der ERC-Stürmer erstmals nach seinem Bandscheibenvorfall vor mehr als zwei Monaten wieder auf dem Eis stehen. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Physiotherapie statt Eistraining: Der verletzte Jared Ross schuftet für seine Rückkehr. Anfang September hatte der 31-Jährige einen Bandscheibenvorfall erlitten, der operiert werden musste. Ende Dezember will der Stürmer des ERC Ingolstadt zum Training wieder auf dem Eis stehen.

Krankengymnastik, Elektrotherapie, Gerätetraining – jeden zweiten Tag arbeitet der US-Amerikaner im Rehazentrum Passauer Wolf am Klinikum Ingolstadt an seiner Rückkehr. „Er möchte am liebsten täglich behandelt werden. Wir müssen ihn immer einbremsen“, sagt Alex Meierl mit einem Schmunzeln. Erholungspausen seien jedoch mindestens genauso wichtig, um den Körper nicht zu überfordern, erklärt der Therapeutische Leiter.

Für Ross dauert das alles zu lange. „Das ist die längste Pause in meiner Karriere“, stöhnt er. „Ich will spielen. Deshalb muss ich schnell stärker werden.“ Nicht nur aufgrund der aktuellen Sturmmisere – in den vergangenen fünf Spielen gelangen nur sechs Treffer – ersehnen die Panther die Rückkehr des Torjägers. „Auch wenn wir zuletzt Probleme hatten, Tore zu erzielen: Ich mache mir keine Sorgen“, sagt Ross. Sein Comeback in der Deutschen Eishockey-Liga kann der 31-Jährige allerdings frühestens im Januar feiern. „Wir fahren die Belastung lieber zurück, wenn es noch nicht geht. Das Ziel sind die Play-offs“, bremst Martin Gerneth, Mannschaftsarzt der Panther.

In der vergangenen Saison zählte Ross zu den erfolgreichsten Punktesammlern im ERC-Trikot. Zehn Treffer und 32 Vorlagen standen nach der Hauptrunde für ihn zu Buche. Nach enttäuschenden Play-offs wollte es der wendige Techniker in dieser Spielzeit allen Zweiflern beweisen. Doch nach dem European-Trophy-Spiel gegen Helsinki Anfang September bekam er plötzlich ungekannte Schmerzen. „Ich bin am nächsten Morgen aufgewacht und mein Rücken tat ziemlich weh. Sogar Gehen war schmerzhaft“, erinnert er sich.

Die Ärzte stellten nach einer Computertomografie die ernüchternde Diagnose – Bandscheibenvorfall. „Es war definitiv kein Unfall. Das ist eine Abnutzungserscheinung. Eishockeyspieler sind durch die Checks und den Körperkontakt besonders gefährdet“, erklärt Gerneth. Und es kam noch schlimmer: Weil die konservative Behandlung keine Besserung brachte, musste Ross am 8. Oktober sogar unters Messer von Axel Hillmann, Direktor der Orthopädischen Klinik am Klinikum Ingolstadt. „Ohne Operation wäre seine Karriere beendet gewesen“, sagt Meierl.

Ob der Rücken hält, ist allerdings auch jetzt noch nicht sicher. „Das weiß man erst, wenn man die ersten Tests auf dem Eis macht“, sagt Meierl. Die sind in rund vier Wochen geplant. Zunächst steht simples Skaten auf dem Plan, dann Torschusstraining. Wenn keine Komplikationen auftauchen, steigt der Center im Januar wieder ins Mannschaftstraining der Panther ein.

Bis dahin muss sich Ross, der mittlerweile schmerzfrei ist, mit Physiotherapie und Gerätetraining begnügen. Meierl und Gerneth sind zuversichtlich, dass der Angreifer seine Laufbahn fortsetzen kann. „Er hat den Vorteil, dass er relativ leicht ist. Das entlastet die Wirbelsäule. Bis jetzt nimmt die Heilung einen sehr positiven Verlauf“, sagt Gerneth. „Es schaut sehr gut aus“, ergänzt Meierl.

Die Gedanken an ein mögliches Karriereende schiebt Ross schnell beiseite. „Ich habe im Internet recherchiert und Geschichten von anderen Sportlern gelesen. Das hat mir Mut gemacht“, sagt er. „Ich hoffe, dass die Doktoren mich wieder hinkriegen. Ich will noch fünf Jahre spielen – am liebsten in Ingolstadt.“