Geretsried
"Jetzt reicht's langsam"

Meisterpanther Markus Janka beendet Eishockey-Karriere als Zweitliga-Aufsteiger

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Publikumsliebling Markus Janka trug von 2010 an vier Spielzeiten lang das Panther-Trikot und stand dabei 65-mal zwischen den Pfosten. 2014 feierte er die deutsche Meisterschaft mit dem ERC. Nach einem weiteren Jahr in Schwenningen und zwei Spielzeiten in Bad Tölz sagt der 37-Jährige dem Eishockey nun Servus. ‹ŒArch - foto: Eibner/Imago

Geretsried (DK) Nach 33 Jahren Eishockey - davon 15 als Profi - ist Schluss: Markus "Yankee" Janka, ehemaliger Torhüter des ERC Ingolstadt, beendet seine Karriere. Zuvor bestreitet der 37-Jährige mit Bad Tölz noch das Oberliga-Finale - der Aufstieg ist den Löwen aber schon jetzt nicht mehr zu nehmen.

Gegner in der Endspielserie ist der Titelverteidiger Tilburg Trappers, der mangels Konkurrenz in seiner niederländischen Heimat in der deutschen Oberliga mitspielen darf. Weil die Trappers nicht in die Deutsche Eishockey-Liga 2 aufsteigen dürfen, sind die Oberbayern schon jetzt für die kommende Zweitliga-Saison qualifiziert.

"Tilburg kenne ich gar nicht", sagt Janka, der 2015 zu den Löwen wechselte und einer der besten Torhüter der Oberliga ist. "Ich weiß nur, dass sie 15 niederländische Nationalspieler in ihren Reihen haben und sehr körperbetont spielen. Deswegen müssen wir nach dem erreichten Saisonziel Aufstieg so schnell wie möglich wieder Spannung aufbauen, um dagegenhalten zu können." Zum Auftakt der Finalserie, die im Modus "Best of Five" ausgetragen wird, gab es am Freitagabend in Bad Tölz ein 2:3. Am Sonntag steigt das zweite Duell in den Niederlanden.

Schon der Finaleinzug der Löwen, für die auch der Ex-Ingolstädter Thomas Schenkel verteidigt, kam angesichts der finanziell komfortabler ausgestatteten Konkurrenz aus Regensburg oder Duisburg überraschend. "In Tölz werden traditionsgemäß viele junge Spieler und Leute aus der Gegend eingesetzt", berichtet Janka. "Wir haben fünf, sechs Stammspieler, die noch keine 20 Jahre alt sind." Der außergewöhnliche Teamgeist und der ausgeglichene Kader seien die Hauptgründe für den Erfolg. "Wenn es bei der ersten Reihe mal nicht läuft, springt halt die zweite, dritte oder vierte ein", erzählt Janka, der darin eine Parallele zur Ingolstädter Meistermannschaft von 2014 sieht.

Außer den beiden Ausländern im Team - dem Finnen Iiro Vehmanen und dem Kanadier Jordan Baker - bestehen die Löwen ausschließlich aus Schülern, Studenten und Berufstätigen. So auch Janka, der vor zwei Jahren in den familieneigenen Entsorgungsbetrieb in seiner Heimatstadt Geretsried eingestiegen ist. Die berufliche Belastung war ein Grund, warum "Yankee" seinen Platz zwischen den Pfosten endgültig räumen wird. Der andere und wichtigere: endlich mehr Zeit für Ehefrau Bettina, Tochter Magdalena (viereinhalb) und Sohn Kilian (wird 3) zu haben. "Ich bin meist direkt nach der Arbeit zum Training gefahren. Und wenn ich heimkomme, sind die Kinder schon im Bett. Außerdem werden die Reisen in der DEL2 nicht kürzer. Jetzt reicht's langsam", sagt er und lacht.

Die Zeit in Ingolstadt, wo er von 2010 bis zur deutschen Meisterschaft 2014 meist als Ersatztorhüter spielte, bezeichnet der 37-Jährige als die schönste seiner Profikarriere. "Der Meistertitel toppt natürlich alles. Beim ERC war ich auch am längsten", sagt Janka, der in der Saison 2011/12 bei 25 Einsätzen nur vier Niederlagen hinnehmen musste. Die Panther-Fans schätzten ihn als verlässlichen Rückhalt und sympathische Identifikationsfigur. "Nach Ingolstadt habe ich noch Kontakte neben dem Eishockey. Und meine Tochter ist dort auf die Welt gekommen." Seine Panther verfolgt Janka nach wie vor mit Interesse - zumal mit Stürmer Christoph Kiefersauer ein gebürtiger Tölzer und ehemaliger Teamkollege beim ERC unter Vertrag steht.

Was Janka demnächst in seiner Freizeit anstellen wird, weiß er noch nicht so genau. "Vielleicht werde ich das Tennisspielen intensivieren", überlegt er. "Oder ich gehe mal wieder Skifahren. Schauen, ob ich's noch kann."

Zunächst gilt seine ganze Konzentration allerdings dem Finale gegen Tilburg. "Es wäre ein Traum, noch mal so einen Pokal in der Hand zu halten", sagt Janka. Vor drei Jahren überstand die Meistertrophäe die Ingolstädter Feierlichkeiten bekanntermaßen nicht unbeschadet. Ob der Siegerpokal der Oberliga Henkel hat, weiß der Goalie
allerdings nicht. Janka verspricht: "Falls es welche gibt, werde ich gut drauf aufpassen."
 

EIS-RENTNER


Torwart Markus Janka ist der sechste Meisterpanther von 2014, der seine Eishockey-Karriere beendet. Den Anfang machte Kapitän Tyler Bouck, dessen verschlissene Knie ihn nach dem Titelgewinn zum Ende der Profilaufbahn zwangen. Inzwischen arbeitet der 37-jährige ehemalige Stürmer als Immobilienmakler in Kelowna in seiner kanadischen Heimat.

Angreifer Fredrik Warg (37), der in der Meistersaison 22 Hauptrunden-Partien für die Panther absolvierte, machte nach dem Sommer 2014 kein Profispiel mehr und ist jetzt TV-Experte in Schweden. ERC-Legende Jakub Ficenec, mit 560 DEL-Spielen der Dauerbrenner im Panther-Trikot, musste wegen anhaltender Knieprobleme im vergangenen Jahr aufhören.

Ex-Verteidiger Ficenec (40), der mit seiner Familie in Liberec/Tschechien lebt, war zuletzt als Sportlicher Berater des DEL2-Klubs Lausitzer Füchse aus Weißwasser tätig und erwirbt im Sommer in Füssen die C-Trainer-Lizenz.

Nach der Spielzeit 2015/16 hängten die Angreifer Derek Hahn und Jared Ross ihre Schlittschuhe an den Nagel. Der 39-jährige Kanadier Hahn arbeitet als Autoverkäufer in Amarillo/Texas, der 34-jährige US-Amerikaner Ross als Vertriebsleiter eines Personaldienstleisters in seiner Heimatstadt Huntsville/Alabama.

Zwei Ex-Panther überlegen noch: Verteidiger Michel Periard (37, zuletzt bei den Iserlohn Roosters) und Stürmer Greg Classen (39, mit den Starbulls Rosenheim aus der DEL2 abgestiegen) haben noch nicht über eine Fortsetzung der Karriere entschieden. Sollte sich der ERC wie angestrebt von Patrick Köppchen trennen, spielen künftig nur noch vier Meisterpanther im Ingolstädter Trikot: Torwart Timo Pielmeier, Verteidiger Benedikt Schopper sowie die Angreifer Thomas Greilinger und John Laliberte.