Ingolstadt
"Ich wollte beim ERC alt werden"

DEG-Verteidiger Stephan Daschner über einen geplatzten Traum und seine neue Heimat Düsseldorf

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

In Ingolstadt zu Hause, aber jetzt Gegner der Panther: DEG-Verteidiger Stephan Daschner, der einst auch für den ERC spielte - Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Stephan Daschner ist der einzige gebürtige Ingolstädter, der derzeit in der höchsten deutschen Eishockey-Liga spielt. Allerdings nicht beim ERC, sondern beim Halbfinalgegner Düsseldorfer EG. Im Interview gewährt der 26-jährige Verteidiger vor dem heutigen Serien-Auftakt (19.30 Uhr, Saturn-Arena) Einblicke in seine Gefühlslage.

 

Herr Daschner, wie groß ist Ihr persönlicher Fanklub, den Sie heute Abend in die Saturn-Arena mitbringen?

Stephan Daschner: Da kommen schon einige zusammen. Meine Verlobte wird dabei sein. Dazu meine Eltern, Verwandte, Freunde und ehemalige Mitspieler aus dem 1b-Team des ERC. Ich freue mich schon riesig auf das Spiel.

 

Sie sind gebürtiger Ingolstädter. Was bedeutet es Ihnen, in den Play-offs gegen Ihren Heimatverein anzutreten?

Daschner: Das ist schon etwas ganz Spezielles und Emotionales. Ich hatte ja keinen so schönen Abschied damals. Das hat mir schon wehgetan. Jetzt will ich zeigen, was ich kann und dass es sich vielleicht für den ERC gelohnt hätte, mir länger das Vertrauen zu schenken.

 

Sie sind jetzt Verteidiger Nummer eins in Düsseldorf. Was hat sich seit Ihrem Abschied für Sie verändert?

Daschner: Viel. Das war ein längerer Prozess. Ich habe ja in der Jugend lange Stürmer gespielt und war deshalb ein offensiv orientierter Verteidiger. Als junger Spieler in der DEL will man aber keine Fehler machen. Dadurch geriet ich automatisch in eine defensivere Rolle. Das hat sich dann in Hannover ein wenig verändert, aber am meisten in der 2. Liga beim EV Landshut. Da habe ich mehr Verantwortung übertragen bekommen und habe mir dann auch mehr zugetraut.

 

Sie waren in der vergangenen Saison in Landshut unter den Fittichen von ERC-Sportdirektor Jiri Ehrenberger. Haben Sie da mit einer Rückkehr zum ERC geliebäugelt?

Daschner: Der Kontakt war schon da, aber richtig konkret wurde es nicht. Ich hatte zudem schon andere Anfragen aus der DEL und wollte auch unbedingt wieder raus aus der zweiten Liga. Finanziell ist die DEL ein anderes Kaliber. Düsseldorfs Trainer Christof Kreutzer hat sich zudem sehr um mich bemüht und ich habe den Wechsel nicht bereut. Es ist alles so eingetreten, wie es mir gesagt wurde.

 

Haben Sie zuvor andere Erfahrungen gemacht?

Daschner: Das ist leider so. Als die Hannover Scorpions die DEL-Lizenz an Schwenningen verkauften, hieß es, dass Spieler mit laufenden Verträgen vom neuen Klub übernommen werden. Das war dann nicht so, der Rechtsstreit läuft heute noch. Und als ich zuvor beim ERC spielte, hieß es, dass man auf junge deutsche Spieler baut. Das hat sich dann auch anders entwickelt.

 

Das klingt nach Enttäuschung.

Daschner: Das war auch so. Ich hatte mir das anders vorgestellt und hatte wirklich den Traum, beim ERC alt zu werden, so etwas wie ein deutscher Glen Goodall. Aber vielleicht war das naiv, vielleicht war ich damals noch nicht reif genug.

 

Sie sind jetzt 26 und haben bei der DEG einen Vertrag bis 2018. Hoffen Sie noch auf eine Rückkehr zum ERC?

Daschner: Jetzt will ich mir erst einmal in Düsseldorf etwas aufbauen. Birgit, meine Verlobte, zieht aus Landshut zu mir, damit wird sich auch das Leben hier ändern. Aber vielleicht kann ich als erfahrener Spieler noch einmal in Ingolstadt spielen und meine Karriere dort beenden.

 

Was erwarten Sie von dem Halbfinalduell?

Daschner: Das wird ein Riesenerlebnis. Man spürt in Düsseldorf, wie sehr die Menschen darauf hinfiebern. Die Stadt ist nach den mageren letzten Jahren hungrig nach den Play-offs. In Ingolstadt sind die Erwartungen höher, der Erfolgsdruck ist größer. Uns hat die Euphorie getragen, und nach dem Einzug ins Halbfinale sind alle heiß, dass es gleich weitergeht. Besonders natürlich auch die Spieler, die in der vergangenen Saison mit dem ERC Meister geworden sind.

 

Wie gut ist Ihr Kontakt zum ERC-Team?

Daschner: Ich bin gut mit Thomas Greilinger befreundet. Den sehe ich immer wieder, wenn ich in Ingolstadt zu Besuch bin. Auch mit Christoph Gawlik tausche ich mich aus. Er hat sich natürlich bei mir über Düsseldorf erkundigt, nachdem er in der nächsten Saison wieder mein Mitspieler wird.

 

Wie geht die Play-off-Serie aus?

Daschner: Schwierige Frage. Ingolstadt ist der Favorit. Aber wir mussten beide gleich viele Begegnungen absolvieren. Ich glaube, es werden sehr intensive Spiele. Und wir werden sehr viele Zuschauer im ISS-Dome haben. Die Euphorie kann uns bestimmt noch weiter tragen.

 

Das Gespräch führte

Gottfried Sterner.