Lappeenranta
Hohe Reisekosten für Klubs

07.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

Lappeenranta (alp) Selbst in der Septembersonne wirken die Betonfassaden im Zentrum Lappeenrantas ein wenig trostlos. Viele Autos mit russischem Kennzeichen kurven durch die Straßen, die Grenze ist nicht fern. Touristen sieht man kaum, auch weil nennenswerte Sehenswürdigkeiten fehlen.

Außerhalb Finnlands kennen die wenigsten die Stadt am Saimaa, dem größten See des Landes. Lappeenranta ist eine Stadt am Rande Europas. Und es gibt einige solcher Städte, die mit ihren Eishockeyklubs in der neuen Champions Hockey League (CHL) vertreten sind.

Das macht es für einen Verein wie den ERC Ingolstadt schwer – und vor allem teuer – seine Mannschaft dorthin auf Auswärtsfahrt zu schicken. Einen Direktflug aus Bayern nach Lappeenranta gibt es nicht, was die Reiseplanung zusätzlich erschwert. Von Kosten „im fünfstelligen Bereich“ spricht ERC-Pressesprecher Claudius Rehbein, schließlich fallen Schläger und Ausrüstung nicht in die Kategorie Handgepäck. Eine Kölner Zeitung schätzte die Reisekosten der Haie zum Gastspiel in Oulu (Nordfinnland) gar auf 25 000 Euro. Die Zuschauereinnahmen der Heimspiele wiegen das bei Weitem nicht auf, Fernsehgelder gibt es sowieso keine. Die Champions-League-Gruppenphase ist ein Zuschussgeschäft, wie Rehbein zugibt.

Diese Rechnung ist auch Szymon Szemberg bekannt. Der Pole ist Kommunikationschef der CHL, er sagt: „Wir hoffen, dass die Klubs aus der Vorrunde mit einer schwarzen Null rausgehen.“ Szemberg nennt lieber andere Zahlen: mehr als 3000 Zuschauer im Schnitt an den ersten beiden Spieltagen, 290 000 Besucher der CHL-Website an den ersten vier Spieltagen. „Das ist für eine nicht etablierte Liga sehr gut. Und in den Wintermonaten wird das noch besser“, sagt Szemberg, der seit dem Start des Wettbewerbs viele CHL-Klubs besucht hat. Dennoch gebe es freilich noch reichlich Zuwachspotenzial. Ziel sei, dass sich die CHL für die teilnehmenden Vereine zur zusätzlichen Einnahmequelle entwickelt.

Aktuell ist das noch Zukunftsmusik. Die Hamburg Freezers hat es bei der Gruppenauslosung besonders „teuer“ erwischt: Ihre Gegner Rauma (Finnland), Lulea (Schweden) und Nottingham (England) sind praktisch nur per Flugzeug zu erreichen – und ohne Chartermaschine auch nur mit Umsteigen. Dafür hat das Los in einer anderen Gruppe die Metropolen Oslo, Wien und Zürich zusammengeführt – mit wesentlich besseren, billigeren und vor allem direkten Verbindungen.

Jammern hört man die Klubs jedoch nicht: Schließlich wollten die Gründungsmitglieder der CHL (26 Klubs, sechs Ligen und der Weltverband) diesen europäischen Wettbewerb neu etablieren. Dafür haben unter anderem alle Vereine jeweils mehrere zehntausend Euro an Einlagen gezahlt. Eine Art „Reisekostenzuschuss“ ist laut Szemberg trotzdem nicht geplant.