Ingolstadt
Fehlstart für den Meister

ERC Ingolstadt verliert Heimderby gegen Augsburg mit 2:4 und bleibt in der neuen Saison ohne Punkt

14.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr
Zweikampf zwischen Christoph Gawlik und Ryan Bayda. −Foto: Johannes Traub

Ingolstadt (DK) Null Punkte am ersten Wochenende der neuen Saison: Der ERC Ingolstadt hat nach der Pleite in Mannheim gestern auch das Derby gegen die Augsburger Panther mit 2:4 (0:1, 1:2, 1:1) verloren. Vor 4815 Zuschauern in der Saturn-Arena verzweifelten die Panther an AEV-Torwart Chris Mason.

Larry Huras hat eine laute, durchdringende Stimme. Doch als der Panther-Trainer den Journalisten die erste Analyse der Partie lieferte, drohten ihn die siegestrunkenen Augsburger Fans zu übertönen. Deren Jubelgesänge waren selbst im Kabinengang noch deutlich zu hören. „Ich habe viele gute Sachen gesehen“, sagte der Kanadier, „aber dominieren ist nicht gewinnen.“ Sprachs und verschwand in seiner Kabine. Nach den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison hat der Deutsche Meister noch keinen Punkt auf dem Konto – das hatte sich nicht nur Huras anders vorgestellt.


Dabei war alles bereitet für einen gelungenen Heimauftakt in die neue Saison: eine ausverkaufte Arena, der ärgste Rivale als Gegner und das traditionelle Hissen des Meisterbanners. Die verletzt pausierenden Patrick Hager und Benedikt Schopper zogen das Banner mit der Aufschrift „Deutscher Meister 2014“ unters Hallendach, ehe die Fans eine beeindruckende Choreografie unter anderem mit der Ingolstädter Stadtsilhouette präsentierten.

Offensichtlich beflügelt von der tollen Atmosphäre überrannte der ERC seinen Gegner in den Anfangsminuten regelrecht. Immer wieder tauchten die Ingolstädter gefährlich vor dem Tor von Chris Mason auf – doch der 38-jährige Kanadier zeigte ein ums andere Mal, warum er mehr als 300 Spiele in der nordamerikanischen Profiliga NHL bestritten hat. Thomas Greilinger (4.), Ryan MacMurchy (6.) und Brandon Buck (7.) probierten es mit strammen Schüssen, doch der Augsburger Torhüter blieb stets Sieger. „Das war nicht der Start, den wir uns vorgestellt haben. Aber Chris war gut drauf heute“, sagte AEV-Trainer Larry Mitchell.

Anstatt den verdienten ersten Treffer des Tages zu erzielen, geriet der ERC im ersten Unterzahlspiel sogar in Rückstand. Allerdings hatten die Panther dabei Pech: Vom Schlittschuh eines Unparteiischen sprang der Puck, der eigentlich sein Ziel verfehlt hatte, zurück vors Tor von Timo Pielmeier, wo ihn Ryan Bayda im Nachsetzen über die Linie beförderte (13.).

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Augsburger nur hinterher gelaufen – plötzlich war es eine Partie auf Augenhöhe. Mike Connolly verpasste nach einem Konter allein vor Pielmeier das 2:0, auf der Gegenseite scheiterte John Laliberte am stark reagierenden Mason (16.).

Mit dem Rückstand gingen die Ingolstädter in die erste Drittelpause – und kaum wieder auf dem Eis, war aus dem 0:1 auch schon ein 0:2 geworden: Luigi Caporusso (22.) traf nach 102 Sekunden im zweiten Spielabschnitt. „Augsburg war effizienter als wir. Das war ein Schlüssel heute“, sagte Huras.

Auch ein Boxkampf zwischen Jeff Szwez und Brett Breitkreuz, den der Ingolstädter klar gewann, vermochte die Panther nicht recht aufzuwecken. Zwar hätten Christoph Gawlik und Jean-Francois Boucher bei einer Doppelchance in Unterzahl beinahe verkürzt (30.), doch das Spiel des ERC war längst fahriger geworden. Selbst im Powerplay erarbeiteten sich die Ingolstädter nur noch wenige gute Torchancen. „Wir haben mehr vom Spiel, aber wir schießen keine Tore. Dafür gibt es keine Ausrede“, sagte Petr Taticek.

Ganz anders die Gäste: Als Aaron Brocklehurst auf der Strafbank saß, erhöhte Augsburg sogar auf 3:0. Pielmeier hatte einen mächtigen Schlagschuss von Brady Lamb nur abprallen lassen, und Bayda staubte mühelos zu seinem zweiten Treffer ab (36.).

Dass die Panther im Spiel blieben, verdankten sie Michel Periard, der nur 27 Sekunden später aus kurzer Distanz das 1:3 erzielte (37.). Kurz vor Drittelende traf Benedikt Kohl mit einem Schuss von der Blauen Linie nur den Pfosten.

Im Schlussabschnitt hatte der ERC weitere Gelegenheiten, das Anschlusstor zu erzielen. Buck (41.) und Boucher (43.) scheiterten aber an Mason. Doch auch Augsburg blieb gefährlich: Bei einem Konter nach einem Fehler von Kohl hatten die Panther Glück, dass das Tor vor dem Schuss von Daniel DaSilva bereits verschoben war (49.).

Als MacMurchy acht Minuten vor der Schlusssirene endlich das 2:3 gelang (52.), glaubten die 4815 Zuschauer wieder an den Ausgleich und eine mögliche Verlängerung. Doch daraus wurde nichts mehr: Nach schöner Kombination über die überragenden Bayda und Caporusso setzte DaSilva den Schlusspunkt (57.). „Den Unterschied haben die Über- und Unterzahlspiele ausgemacht“, resümierte Huras. „Gegenüber dem Mannheim-Spiel war das aber eine fast 100-prozentige Verbesserung. Mit dem Kampfgeist bin ich zufrieden.“ Am kommenden Freitag muss der ERC auswärts in Straubing (19.30 Uhr) ran – die nächste Chance auf die ersten Punkte.

 

ERC: Pielmeier – Kohl, Periard; Brocklehurst, Köppchen; Friesen, Wagner; Kronthaler – Greilinger, Hahn, Laliberte; MacMurchy, Buck, Taticek; Boucher, Barta, Gawlik; Szwez, Ross, Rinke-Leitans.

Augsburg: Mason – Tölzer, Lamb; Reiß, Woywitka; Seifert, Bettauer; Rekis – Carciola, Connolly, Ciernik; Bayda, Caporusso, DaSilva; Grygiel, Weiß, Breitkreuz; Schäffler, Trevelyan, Uvira.