Krefeld
Ein Sieg des Willens

Ohne acht erkrankte Profis gewinnt der ERC Ingolstadt mit 3:2 in Krefeld

21.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:55 Uhr
Die Panther feiern. −Foto: Oliver Strisch

Krefeld (DK) Wahnsinn in Krefeld: Der ERC Ingolstadt hat das dritte Spiel des Viertelfinales ohne acht erkrankte Spieler 3:2 (1:2, 1:0, 0:0, 1:0) nach Verlängerung gewonnen. In der 64. Minute traf Robert Sabolic zum Sieg.

Die Nachricht klang wie ein schlechter Scherz – doch zum Lachen war im Lager des ERC Ingolstadt niemandem zumute. Acht Panther-Profis verpassten die dritte Play-off-Partie des Viertelfinales bei den Krefeld Pinguinen, weil sie sich mit einem Magen-Darm-Virus infiziert hatten. Vermutlich hatten Michel Periard und Jean-Francois Boucher, die schon am Mittwoch gefehlt hatten, ihre Teamkollegen angesteckt. Ein Magen-Darm-Virus, der die Mannschaft dezimiert? Das dürfte den Ingolstädtern bekannt vorgekommen sein: Schon Anfang Februar, vor dem Auswärtsspiel beim EHC München, war die Hälfte der Mannschaft mit der gleichen Erkrankung ausgefallen. Damals war das mit Oberliga-Spielern verstärkte Rumpfteam beim 0:5 chancenlos gewesen.

Diesmal nicht: Mit unbändigem Willen erkämpften sich die Panther den unerwarteten Erfolg. Damit geht Ingolstadt in der Viertelfinal-Serie mit 2:1 in Führung.

Zwar trat der ERC ohne Greg Classen, Markus Janka, Travis Turnbull, Benedikt Schopper, Jakub Ficenec, Jared Ross, Periard und Boucher an – doch Sundblad konnte immerhin fünf Verteidiger (inklusive Kapitän Tyler Bouck) und drei Angriffsreihen aufbieten. Zumindest bis zur 16. Minute: Ein Krefelder erwischte Patrick Köppchen mit einem Schuss im Gesicht – und der ERC-Verteidiger brach blutend zusammen. Unter den aufmunternden Sprechchören der fairen Krefelder Fans im mit 8029 Zuschauern ausverkauften König-Palast fuhr der 33-Jährige gestützt von Teamkollege John Laliberte und ERC-Physiotherapeut Stephan Retzer vom Eis. Die Diagnose lautete zunächst „Kieferbruch“, doch glücklicherweise stellte sich das ganze „nur“ als stark blutende Platzwunde heraus. Björn Barta sprang als Verteidiger ein.

Zu diesem Zeitpunkt lagen die Ingolstädter bereits mit 1:2 hinten. Thomas Greilinger hatte die Panther mit seinem ersten Play-off-Treffer der Saison zwar im Powerplay in Führung gebracht (4.), doch keine drei Minuten später glichen die Gastgeber durch Herberts Vasiljevs aus – ebenfalls in Überzahl (7.). Wie im ersten Spiel der Serie bekamen die Pinguine – ohne den verletzten Kevin Clark – nach ihrem ersten Treffer mächtig Aufwind. Und sie legten nach: Mark Voakes durfte ungehindert durchs Verteidigungsdrittel des ERC kurven, sein Pass fand Francois Methot, der ohne große Mühe zum 2:1 vollendete (15.).

Doch wer einen Krefelder Sturmlauf gegen geschwächte Ingolstädter erwartet hatte, wurde enttäuscht: Pinguine und Panther begegneten sich auf Augenhöhe. Etwas überraschend gelang Ingolstadt der einzige Treffer des Mittelabschnitts: Patrick Hager überwand den in dieser Szene unglücklich aussehenden Tomas Duba im Krefelder Tor in Unterzahl (30.). Auf der Gegenseite nutzten die Rheinländer sogar eine Minute in doppelter Überzahl nicht, was erste Unmutsbekundungen im Publikum auslöste. „Wir brauchen kein Gestöhne von den Rängen“, kritisierte KEV-Stürmer Daniel Pietta vor dem Schlussdrittel.

In diesem sahen die Zuschauer den erwarteten Krefelder Dauerdruck, weil die Kräfte der Panther erwartungsgemäß nachließen. Die dickste Chance hatte allerdings der bravourös kämpfende ERC: Alexander Oblinger traf den Pfosten (55.). Ingolstadt rettete sich in die Verlängerung, wo Sabolic die Scheibe nach 64 Minuten auf Vorlage von Greilinger über die Linie stocherte. An Dramatik kaum zu überbieten: Das Tor fand erst nach dem Videobeweis Anerkennung.

ERC-Coach Niklas Sundblad strahlte nach dem unerwarteten Triumph: „Die ganze Mannschaft hat unheimlich gekämpft.“ und Torschütze Greilinger schmunzelte nach dem Spiel: „Ich glaube, Tim Conboy hat heute mehr Schüsse abgewehrt als unser Torwart.“

Am Sonntag hat Ingolstadt die Chance, eine Vorentscheidung in der Serie zu schaffen (14.30 Uhr, Saturn-Arena).

 

Krefeld: Duba – Robar, Akdag; Fischer, St-Pierre; Mebus, Meyers – Verwey, Perrault, Sofron; Courchaine, Pietta, Vasiljevs; Schymainski, Voakes, Methot; Blank, Driendl, Hanusch.

ERC Ingolstadt: Pielmeier – Bouck, Hambly; Dinger, Köppchen; Conboy – Greilinger, Hahn, Laliberte; Sabolic, Jeglic, Hager; Oblinger; Gawlik, Barta.