Ingolstadt
Der nächste Umbruch

Wie nach der Meisterschaft 2014 stehen die Panther vor einem Neuanfang – rund zehn Abgänge sind möglich

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr
Enttäuschte Panther: Thomas Greilinger, Benedikt Schopper und Brandon Buck (von links) müssen mit ansehen, wie die Adler Mannheim den Meisterpokal in Empfang nehmen. −Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Manchmal werden auch die harten Jungs ganz weich. Christoph Gawlik trat mit verheulten, geröteten Augen vor die Journalisten, in der Hand hielt er eine Flasche Bier. „Das ist das erste Finale, das ich verloren habe“, presste der 27-Jährige mit tränenerstickter Stimme hervor. „Und verlieren kann ich nicht“, schob der Deggendorfer hinterher. Für Gawlik war es ein doppelt emotionaler Abschied: Der Stürmer wechselt nach fünf Jahren im ERC-Trikot zur Düsseldorfer EG. Die Adler Mannheim hatten den Titelverteidiger entthront, mit einem 3:1-Sieg in der Saturn-Arena, der Heimat der Panther. Durch die geöffneten Türen zur Halle konnte Gawlik hören, wie draußen ein Adler-Profi nach dem anderen unter dem Jubel der mitgereisten Fans den Pokal in die Höhe streckte. „Der Bessere hat gewonnen“, sagte Gawlik und nahm einen großen Schluck.

Es gab am Mittwochabend keinen Panther, der das anders gesehen hätte. Sechs Spiele lang bekämpften sich Ingolstadt und Mannheim – viermal gewannen die Adler, was in der Play-off-Serie im Modus „Best-of-Seven“ verdientermaßen zum Titelgewinn reichte. Dabei war der ERC keineswegs chancenlos – in den ersten drei Aufeinandertreffen stellte er die bessere Mannschaft. „Das Ärgerliche ist: Sie wären schlagbar gewesen. Das könnte uns für nächste Saison vielleicht noch mehr pushen“, sagte Stürmer Petr Taticek. „Im letzten Jahr, als wir den Titel gewonnen haben, haben Kleinigkeiten entschieden – so war es auch heuer“, meinte Torhüter Timo Pielmeier.

Die Panther hatten sogar mit 2:1-Siegen in der Endspielserie geführt – doch die Mannheimer schlugen im Stile einer Meistermannschaft beeindruckend zurück, während den Panthern zunehmend die Kräfte ausgingen. „Die Heimniederlage in Spiel drei war der große Knackpunkt“, befand Adler-Angreifer Christoph Ullmann. „Da haben wir uns in der Kabine zusammengesetzt und jeder hat Klartext gesprochen. So haben wir den Schalter umgelegt.“ Mit drei Siegen in Folge sicherten sich die Kurpfälzer anschließend ihren ersten Titel seit 2007. „Die Eins-gegen-Eins-Situationen waren wohl entscheidend“, meinte Taticek.

Den enttäuschten Panthern, die nach der Niederlage in einer Bar in der Innenstadt ihren persönlichen Saisonabschluss begossen, blieb der Stolz auf das Erreichte: „Ich denke, wir haben in ganz Deutschland Werbung fürs Eishockey gemacht“, sagte Pielmeier. „Wenn man unsere Leistungen der letzten Monate mit September oder Oktober vergleicht, haben wir einen Riesen-Fortschritt gemacht“, sagte Trainer Larry Huras, der seinen Abschied ankündigte (siehe Interview oben). Nachfolger soll der bisherige Co-Trainer Manny Viveiros werden.

Nach der sensationellen Meisterschaft 2014, als Ingolstadt von Rang neun nach der Hauptrunde bis zum Titel stürmte, hatte ihnen kaum jemand die erneute Finalteilnahme zugetraut – zumal die Meistermannschaft nach dem Triumph auseinandergefallen war. Doch Sportdirektor Jiri Ehrenberger und Huras schafften es, mit klugen Spielerverpflichtungen und neuem Teamgeist wieder bis ins Finale vorzustoßen. Dort erwiesen sich die Adler, die schon souverän als stärkste Mannschaft durch die Hauptrunde marschierten, als das stärkere Team. Taticek, einer jener Neuzugänge, fand trotzdem selbstkritische Worte. „Ich konnte mich nicht wirklich durchsetzen. Ich habe mir zu wenige Torchancen erarbeitet. Vielleicht muss ich für nächste Saison mehr trainieren.“

Dann werden einige Stützen und langjährige ERC-Cracks nicht mehr dabei sein – die Ingolstädter stehen vor einem erneuten Umbruch. Gawlik wechselt nach Düsseldorf, Patrick Hager nach Köln. Derek Hahn, Michel Periard, Aaron Brocklehurst, Brendan Brooks und Jeff Szwez werden wohl keine neuen Verträge erhalten. Ob Ryan MacMurchy bleibt, erscheint ebenfalls fraglich.

Der erste Zugang ist dagegen schon fix: Vom EHC München kommt Alexander Barta (32), auch der Schwenninger Kyle Greentree (31) soll schon in Ingolstadt unterschrieben haben. Der Kanadier spielte mit ERC-Stürmer Brandon Buck gemeinsam in der zweiten Schweizer Liga in Basel. Auch am 24-jährigen Topscorer der Kassel Huskies aus der DEL2, Flügelstürmer Mike Collins, sollen die Panther interessiert sein.