Ingolstadt
"Der Turnaround ist geschafft"

22.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Tränen der Rührung: Nach dem letzten Vorrundenspiel am Sonntag ehrte ERC-Geschäftsführer Jürgen Arnold (rechts) den scheidenden Kapitän Glen Goodall im Namen des Vereins. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Jürgen Arnold hat beim ERC Ingolstadt schon viel erlebt. Aber an einen derartigen Neustart wie vor dieser Saison kann sich der 49-jährige Unternehmer auch nicht erinnern. Im Zuge dessen sprangen er und sein Beiratskollege Reinhard Büchl als Geschäftsführer der Panther GmbH ein. Ob dieser Job von Dauer sein wird, wie sein persönliches Fazit nach der Saison ausfällt und ob die Kölner Haie auch in der kommenden Saison in der Deutschen Eishockey-Liga spielen werden, darüber hat sich unser Redakteur Stefan König mit Arnold unterhalten.

Herr Arnold, hat sich die Enttäuschung schon gelegt?
 

Jürgen Arnold: Klar, waren wir alle enttäuscht. Bei einem Sieg wäre ein Derby mit Heimrecht gegen Nürnberg möglich gewesen. Trotzdem bin ich optimistisch, dass wir gegen Köln ins Viertelfinale einziehen.

Als Geschäftsführer schwingen bei Ihnen und Ihrem Partner Reinhard Büchl nicht nur Emotionen mit. Gerade was die wirtschaftliche Seite betrifft, müssen Sie einen kühlen Kopf bewahren. Sind Sie angesichts der nüchternen Zahlen mit der Vorrunde zufrieden?

Arnold: Absolut. Sowohl mit der wirtschaftlichen als auch bei der sportlichen Bilanz sind wir sehr zufrieden. Der Turnaround ist geschafft. Das deutliche Plus an Zuschauern und das attraktivere Eishockey stimmen uns absolut positiv.

Heißt das, dass die beiden Geschäftsführer nun ihre Schuldigkeit getan haben?

Arnold: Wie angekündigt haben wir bereits viele Steine umgedreht, aber definitiv noch nicht alle. Wir müssen bei ein paar Dingen noch ans Feintuning ran. Mittelfristig braucht der ERC nach dem Ausscheiden von Reinhard Büchl und mir auch wieder eine hauptamtliche Geschäftsführung.

Das wird aber nicht schon zu neuen Saison passieren?

Arnold: Nein, vermutlich nicht, denn diese beginnt ja schon in sechs Wochen.

Dafür klappt es mit dem Umzug der Geschäftsstelle in das Hotel an der Saturn-Arena schon bald?

Arnold: Ja, vielleicht schaffen wir es noch im Juni. Spätestens im Juli werden wir aber dann sicher die neuen Räume beziehen.

Nun findet morgen das erste Spiel in den Vor-Play-offs gegen Köln statt. Eine Frage an Sie als Vorsitzender des DEL-Aufsichtsrates: Ist es nicht auch eine Wettbewerbsverzerrung, wenn ein Verein wie Köln über seine Verhältnisse lebt und sich am Ende nur dank Spenden über die Runden rettet?

Arnold: Die Haie sind ja nicht insolvent. Sie haben es offenbar nicht geschafft, dass die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben größer oder gleich null ist. Es gab nun einige Aktionen, um Geld reinzubekommen. Solange sie aber keine Insolvenz anmelden und sich dann durch Zahlungen von der Arbeitsagentur einen Vorteil verschaffen, würde ich das definitiv nicht als Wettbewerbsverzerrung bezeichnen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Haie der DEL über die Saison hinaus erhalten bleiben?

Arnold: Ich will nicht im Nebel stochern. Angesichts der aktuellen Lage mache ich mir berechtigte Sorgen. Aber auf der anderen Seite haben sie nun genug Zeit, um das wieder hinzubekommen.

Mit Krefeld und Kassel hat die Liga zwei weitere Sorgenkinder. Wie sieht es dort aus?

Arnold: Beide stecken offenbar in Schwierigkeiten. Sonst hätten sie sich nicht, wie im Fall Kassel, immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt und um Hilfe gerufen. Wie die Lage aber genau ist, wird erst das Lizenzprüfungsverfahren zeigen.

Der Nürnberger Mäzen Thomas Sabo hat den Zustand der DEL in einem Interview unlängst als desaströs bezeichnet. Sie haben ihn daraufhin zur Tagung am vergangenen Wochenende eingeladen. Ist er gekommen?

Arnold: Thomas Sabo musste aus terminlichen Gründen leider absagen. Ich bin mir aber sicher, dass er zu unserer nächsten Tagung kommen wird.