Prag
"Ich will sieben gute Spiele machen"

30.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Einsatz fürs Nationalteam: Der Ingolstädter Verteidiger Benedikt Kohl (hinten) bei der WM 2014 im Duell mit dem Weißrussen Kirill Gotovets - Foto: Müller/Witters

Prag (DK) Für die deutsche Nationalmannschaft könnten die Vorzeichen besser stehen. Heute beginnt die Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien – und wie so oft in den vergangenen Jahren fehlen viele wichtige Spieler verletzt. Rund 20 Absagen musste Nationaltrainer Pat Cortina verkraften. Vor diesem Hintergrund scheint das Viertelfinale als Ziel kaum möglich – oder doch? Vom Vizemeister ERC Ingolstadt sind vier Profis dabei – so viele wie nie: Torhüter Timo Pielmeier, die Verteidiger Patrick Köppchen und Benedikt Kohl sowie Stürmer Patrick Hager. Vor dem ersten Spiel gegen Frankreich am Samstag (16.15 Uhr/Sport 1) haben wir uns mit dem Berchtesgadener Kohl unterhalten.

Herr Kohl, ein WM-Viertelfinale haben Sie noch nicht gespielt. Klappt’s diesmal?

Benedikt Kohl: Das werden wir sehen. Auf alle Fälle ist das ein sehr schwerer Weg. Ein hochgestecktes Ziel.

 

Die WM ist in diesem Jahr noch wichtiger: Mit einem guten Ergebnis könnte es theoretisch noch gelingen, ein Heimturnier um die Olympia-Qualifikation 2018 zu erspielen. Wie realistisch ist das?

Kohl: Für mich persönlich spielt das keine Rolle. Ich will sieben gute Spiele machen. Dann schauen wir, was rauskommt. Freilich hängen an der WM wichtige Dinge dran, aber man spielt deswegen nicht besser.

 

Erneut gab es im Vorfeld viele Ausfälle und Absagen. Warum ist die Zahl in den vergangenen Jahren so extrem?

Kohl: Ich weiß es nicht. Da gehören immer auch Glück oder Pech dazu mit Verletzungen. Ich bin froh, dass ich fit bin.

 

Bundestrainer Pat Cortina wird nach der WM wohl abgelöst. Wie geht man als Spieler damit um?

Kohl: Das spielt überhaupt keine Rolle.

 

Co-Trainer sind der ehemalige Berliner Trainer Jeff Tomlinson und der Mannheimer Meistercoach Geoff Ward. Ist es nicht eine komische Situation, dass einem der Trainer, gegen den man zwei Wochen lang im Finale gespielt hat, plötzlich Anweisungen gibt?

Kohl: Das ist eigentlich normal. Jeder weiß, dass alle drei gute Trainer sind. Geoff Ward hat in Mannheim gute Arbeit geleistet. Wir können uns, glaube ich, darauf freuen, dass er dabei ist.

 

Mit dem Landshuter Tobias Rieder (Arizona Coyotes) steht nur ein Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga NHL im deutschen Kader. Ist das ein Nachteil?

Kohl: Es ist ein Vorteil, dass Tobi dabei ist. Über den Rest brauchen wir uns keine Gedanken machen, weil wir es nicht ändern können. Jeder Spieler von drüben wäre auf jeden Fall eine Bereicherung, aber so ist es jetzt nun mal nicht.

 

Bei vielen anderen Mannschaften sind mehr NHL-Stars dabei als in den vergangenen Jahren. Wird es deswegen eine besondere WM?

Kohl: Freilich, das ist eine zusätzliche Herausforderung. Im letzten Jahr waren bei Russland auch schon einige dabei. Die Top-Länder haben ein Wahnsinns-Reservoir an NHL-Spielern. Die werden sehr gute Mannschaften stellen.

 

Für Kanada wird der vielleicht aktuell beste Spieler der Welt auflaufen: Sidney Crosby. Wie kann man den stoppen?

Kohl: (lacht) Ich weiß es nicht, ich hab’ noch nie gegen ihn gespielt. Man tritt schon mit einem etwas anderen Gefühl gegen solche Spieler an. Es macht auf alle Fälle Spaß. Aber ob Crosby oder wie im letzten Jahr Owetschkin oder Malkin bei den Russen: Man darf sich nicht so viele Gedanken machen. Wir müssen unsere Hausaufgaben erledigen. Dann passt das schon. Nachher können wir schauen, wer bei den anderen alles dabei war (lacht).

 

Der ERC Ingolstadt hat am vergangenen Mittwoch mit Manny Viveiros den neuen Cheftrainer vorgestellt. Eine gute Wahl?

Kohl: Ja, ich denke schon. Die Verantwortlichen wussten, wie er arbeitet. Es ist gut, dass der Klub nicht lange auf die Suche gehen muss. Er ist auf alle Fälle eine gute Lösung.

 

Das Gespräch führte

Alexander Petri.