Zürich
"Ein Weckruf"

Audi-Chef Rupert Stadler findet deutliche Worte zum Brexit und fordert entschlossenes Handeln

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Zürich (DK) Klare Worte vom Audi-Chef: "Die EU muss klarstellen, dass sie kein Klub ist, in den man beliebig ein- und austreten kann" - das sagte Rupert Stadler (Foto) gestern am Rande der Fahrpräsentation des neuen Q2 in Zürich. Und der Vorstandsvorsitzende des Ingolstädter Autobauers schob nach: Es müsse deutlich gemacht werden, dass sich nicht jedes Land nur die "schönen Rosinen" herauspicken könne.

Die langfristigen Folgen des Brexit könne man im Moment noch nicht abschätzen, so Stadler. Unstrittig ist, dass Großbritannien ein wichtiger Markt für Audi ist: Rund 170 000 Fahrzeuge setzen die Ingolstädter dort jährlich ab. Der Brexit sei ein "Weckruf", sagte der Audi-Chef. "Den EU-Bürgern wurde zu wenig Bedeutung geschenkt." Er sei jedoch davon überzeugt, dass der Brexit auch die Chance für einen Neuanfang sein könne. Gerade vor dem Hintergrund einer immer stärker werdenden Wirtschaftsmacht China sei nun der Zusammenhalt der EU von großer Bedeutung. Der Austritt Großbritanniens dürfe auf keinen Fall der "Anfang vom Ende der EU sein", so Stadler. "Das wäre fatal."

Die Situation für Audi sei im Moment in mehrfacher Hinsicht schwierig. Neue Wettbewerber wie Tesla und Google träten mit hoher Aggressivität auf. Man befinde sich in einer Phase des Umbruchs. "Wir bauen das Unternehmen zu einer Digital-Car-Company um", sagte Stadler. "Auf uns werden sicherlich neue Kooperationen zukommen." Im Zuge der Digitalisierung soll deshalb bei Audi nun auch bald der Posten eines Chief Digital Officers geschaffen werden.

Wegen der VW-Abgas-Krise muss nun auch in Ingolstadt gespart werden. Man müsse durchaus "das ein oder andere Derivat diskutieren", sagte Stadler. Im Klartext: Modellvarianten, die nicht genügend Rendite bringen, werden aus der Produktpalette gestrichen.

Ein neues Ziel: Bis zum Jahr 2025 sollen zwischen 25 und 30 Prozent aller Audis rein elektrisch fahren. Wachstumschancen sieht Stadler weiterhin bei den SUVs: "Wir gehen davon aus, dass sich das Segment der kompakten SUVs bis 2025 verdoppeln wird." ‹ŒFoto: Gebert/dpa