Wolfsburg (DK
Abgas-Affäre drückt VW-Gewinn

Autokonzern muss erneut viel Geld zurücklegen Auch Audi verliert an Ertragskraft

28.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Wolfsburg (DK) Die Diesel-Krise lässt Volkswagen nicht los. Im zweiten Quartal muss der Konzern wieder einen Milliardenbetrag für die Folgekosten des Abgasskandals zurücklegen. Für die Autoverkäufe stecken sich die Wolfsburger aber wieder höhere Ziele.

Die Abgas-Affäre hat Europas größten Autobauer Volkswagen auch im 1. Halbjahr 2016 merklich Ertragskraft gekostet. Unter dem Strich sackte das Konzernergebnis in den ersten sechs Monaten um 38 Prozent ab auf 3,46 Milliarden Euro. Das teilte der Wolfsburger Autohersteller gestern mit. VW-Chef Matthias Müller sprach von einem "soliden" operativen Geschäft. Als neuen Puffer für juristische Risiken aus dem Skandal um die Manipulation von Diesel-Abgas-Messwerten musste VW aus seinem Gewinn weitere 1,6 Milliarden Euro herausrechnen. Zuvor hatten die Rückstellungen für die Folgen des Skandals 16,2 Milliarden Euro betragen.

Auch für die Folgekosten aus den Problemen mit Airbags des Zulieferers Takata und für drohende Kartellstrafen wegen Preisabsprachen in der Nutzfahrzeugbranche musste das Unternehmen zusammen mehr als eine halbe Milliarde Euro Rücklagen bilden. An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Die VW-Vorzugsaktie verlor nach Handelsbeginn zeitweise fast drei Prozent. Damit rutschte Volkswagen morgens ans Ende des deutschen Leitindex Dax.

Die wichtige, aber renditeschwache Kernmarke Volkswagen-Pkw findet im Schatten der Abgas-Affäre jedoch langsam zurück in die Spur. Die Hausmarke um Golf und Passat erreichte im 2. Quartal des laufenden Jahres 808 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). Zwar liegt dieser Wert noch klar unter den 914 Millionen Euro aus dem zweiten Viertel des Vorjahres. Jedoch war das Startquartal für die Kernmarke unter dem Druck der Abgas-Affäre mit nur 73 Millionen Euro Ebit noch weit enttäuschender verlaufen. Im Schlussquartal 2015 hatte VW-Pkw sogar Verluste gemacht.

Auf Halbjahressicht spielte VW-Pkw dank des soliden 2. Quartals 881 Millionen Euro ein. Im Vergleich mit der ersten Hälfte des Vorjahres bedeutet das aber einen Einbruch von 38 Prozent. Die Kernmarke fährt ein Sparprogramm, die Kosten sind auf dem Prüfstand.

Verlass ist indes weiter auf den wichtigsten Markt China: Anteilig aus den Gemeinschaftsunternehmen dort verbuchte der Konzern per Ende Juni 2,37 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit). Allerdings: Mitte vergangenen Jahres waren in China noch rund 2,74 Milliarden Euro zusammengekommen.

Bei Europas Branchenprimus drückt neben der Kernmarke auch die Tochter Audi erneut auf die Profitabilität. Der Ingolstädter Autobauer erzielte im 2. Quartal eine operative Gewinnmarge (Ebit) von 8,7 Prozent nach 9,8 Prozent vor einem Jahr. Den VW-Angaben zufolge fuhr die Premiumtochter ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro ein, nach 2,9 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Audi legt heute detaillierte Zahlen für das 2. Quartal und das 1. Halbjahr 2016 vor.

Bei der von der Abgas-Krise besonders getroffenen Marke VW blieben vom Umsatz 2,9 Prozent als operativer Gewinn hängen - also 2,90 Euro pro 100 Euro Umsatz. Vor einem Jahr waren es noch 3,30 Euro gewesen. Porsche als Ertragsperle legte im Jahresvergleich von 16,2 auf 16,8 Prozent zu.

Für seine Autoverkäufe ist der Konzern trotz Diesel-Krise wieder etwas optimistischer. Die Wolfsburger erwarten für das laufende Jahr nun leicht steigende Auslieferungszahlen. Zuvor hatte sich der Konzern lediglich einen Wert auf Vorjahresniveau als Ziel gesetzt. Im 1. Halbjahr hatte VW mit 5,1 Millionen verkauften Fahrzeugen weltweit ein Auslieferungsplus von 1,5 Prozent erzielt.

Bei der operativen Marge dagegen ist VW vorsichtiger geworden: Der Konzern rechnet inzwischen nur noch mit einem Wert zwischen fünf und sechs Prozent am Jahresende, wenn man Sondereffekten wie zum Beispiel Kosten aus der Abgas-Krise herausrechnet. Zuvor hatte der Konzern diese Belastungen noch eingepreist.