Wiesbaden (DK
Außenhandel auf Rekordkurs

Ex- und Importe legen im November kräftig zu USA wichtigster Einzelmarkt

09.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

Wiesbaden (DK) Deutschlands Exporteure legen einen unerwartet kräftigen Jahresendspurt hin. Die weltweite Konjunkturerholung treibt die Nachfrage nach "Made in Germany" an. Und es gibt weitere gute Nachrichten.

Die deutsche Exportwirtschaft steuert trotz des starken Euro auf das vierte Rekordjahr in Folge zu. Die Ausfuhren stiegen im November 2017 im Vergleich zum Vorjahr kräftig um 8,2 Prozent auf 116,5 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Binnen Monatsfrist legten die Exporte um 4,1 Prozent zu. Das ist das stärkste Plus seit Dezember 2014 und mehr als von Analysten erwartet. Die exportstarke deutsche Wirtschaft profitiert von der weltweiten Konjunkturerholung, die die Nachfrage nach "Made in Germany" anheizt.

In den ersten elf Monaten 2017 wurden Maschinen, Autos und andere Waren im Wert von 1,18 Billionen Euro ausgeführt (plus 6,5 Prozent). Im Gesamtjahr 2016 hatten die Exportunternehmen mit 1,21 Billionen Euro den dritten Rekord in Folge erzielt.

Die Importe stiegen allerdings ebenfalls kräftig um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den ersten elf Monaten gab es hier ein Plus von 8,6 Prozent auf 951,8 Milliarden Euro. Deutschland exportiert insgesamt seit Jahren mehr als es importiert. Das ruft bei etlichen Handelspartnern immer wieder massive Kritik hervor. Der Überschuss der Ausfuhren über die Einfuhren betrug im November 23,7 Milliarden Euro.

Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, wertete die gute Entwicklung von Aus- wie Einfuhren als Beweis, "dass die deutschen Unternehmen derzeit flexibel und erfolgreich auf die internationalen Herausforderungen reagieren". Das stärkere Plus bei den Importen im bisherigen Jahresverlauf 2017 unterstreiche "nicht nur unsere Rolle als Konjunkturlokomotive in Europa; der dadurch sinkende Außenhandelsüberschuss sollte auch den Kritikern Deutschlands etwas den Wind aus den Segeln nehmen", erklärte Bingmann in Berlin.

"Das Erstarken des Euro-Kurses seit April 2017 hat den deutschen Exportsektor nicht beeinträchtigt", konstatierte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Waren "Made in Germany" seien in vielen Ländern gefragt. Die geografische Vielfalt scheine der Schlüssel zum Erfolg zu sein.

Wichtigste Region für die deutschen Exporteure ist die EU. Trotz Euro-Stärke zogen in den ersten elf Monaten aber auch die Ausfuhren in Länder außerhalb der Gemeinschaft an. Steigt der Euro gegenüber dem Dollar und anderen Währungen, verteuern sich tendenziell Waren "Made in Germany" außerhalb des Euro-Raumes. Das kann die Nachfrage dämpfen. Wichtigster Einzelmarkt für Waren aus Deutschland sind Brzeski zufolge weiterhin die USA, trotz der Kritik von US-Präsident Donald Trump an den Überschüssen Deutschlands im Handel mit den Vereinigten Staaten.

Die deutsche Wirtschaft überzeugte im November vergangenen Jahres auch mit starken Zahlen aus der Industrie. Das verarbeitende Gewerbe weitete seine Produktion aus - um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. "Die Produktion hat sich nach einer zweimonatigen Schwächephase eindrucksvoll zurückgemeldet", sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. "Am Konjunkturhimmel in Deutschland ist derzeit kaum eine Wolke zu erkennen."

Zahlreiche Bankvolkswirte und Wirtschaftsforschungsinstitute hatten zuletzt ihre Konjunkturprognosen nach oben korrigiert. Eine erste Schätzung, wie stark die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr gewachsen ist, gibt das Statistische Bundesamt morgen bekannt.