Pfaffenhofen
"Unser Weg ist der richtige"

Begonnen hat es mit Karotten: Claus und Stefan Hipp über Werte, Überzeugungsarbeit und den Standort Pfaffenhofen

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Produkte aus 60 Jahren Hipp-Geschichte: Geschäftsführer Claus Hipp sowie sein Sohn und Nachfolger Stefan auf dem Ehrensberger Hof bei Pfaffenhofen. - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (DK) Schon vor 60 Jahren hat die Pfaffenhofener Hipp-Gruppe auf biologischen Landbau für ihre Babynahrung gesetzt. In der Anfangszeit brauchte es einige Überzeugungsarbeit, erzählen Geschäftsführer Claus Hipp (77) und sein Sohn und Nachfolger Stefan (48).

 

Herr Hipp, Sie haben vor 60 Jahren mit dem biologischen Landbau begonnen. Was war in der Anfangszeit das größte Hindernis?

Claus Hipp: Das Schwierigste war eigentlich, sich gegen die Meinung der Bauern durchzusetzen, die damals glaubten, nur weiter existieren zu können, wenn sie pro Hektar immer mehr erzeugen. Diese Mehrproduktion wurde mithilfe der Agrarchemie erreicht. Denn die Reinheit der Lebensmittel war vor 60 Jahren noch gar kein Thema, für uns aber war es wichtig. Denn die Verbraucher unserer Produkte legen viel Wert darauf, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erhalten.

 

Wie konnten Sie die Verbraucher dann damals davon überzeugen, Ihr Produkt zu kaufen?

Claus Hipp: Sie haben unsere Bemühungen für sehr interessant und informativ gehalten und sind dem Gedankengut des biologischen Landbaus schneller gefolgt als viele Landwirte.

 

Waren Ihre Produkte damals teurer als die der Konkurrenz?

Claus Hipp: Wir waren immer an der oberen Preisgrenze. Aber als wir dann ganz auf Bio umgestellt haben, hatten wir schon einen Preisabstand zu den anderen.

 

Das haben die Mütter in Kauf genommen?

Claus Hipp: Ja. Hochgerechnet waren unsere Produkte pro Monat etwa fünf Mark teurer. Zu groß darf der Preisabstand gar nicht sein, denn sonst wäre Bio ja unsozial.

 

Mit welchen Produkten haben Sie denn angefangen?

Claus Hipp: Begonnen haben wir mit Karotte. Das ist nach wie vor unser Hauptprodukt in Deutschland. In Ungarn ist es zum Beispiel Kürbis. Das ist je nach Land unterschiedlich.


Wenn Sie zurückblicken: Würden Sie heute etwas anders machen?

Claus Hipp: Nein, aber ich wäre mit meinem heutigen Wissen in manchen Situationen gelassener, weil ich wüsste: Der Weg ist der richtige. Ich habe zwar nie gezweifelt, aber die Sicherheit ist erst hinterher gegeben.


Waren Sie nie an dem Punkt zu überlegen, doch auf konventionelle Produkte umzusteigen?

Claus Hipp: Einmal wurden wir von einem Händler unter Druck gesetzt und hätten, wenn wir nachgegeben hätten, unseren Weg verlassen müssen. Aber wir haben nicht nachgegeben, und das war die richtige Entscheidung.


War das damals Schlecker?

Claus Hipp: Ja. Sie wollten unsere Qualität zu einem günstigeren Preis, das hätten wir nicht machen können. So haben wir ihn nicht mehr beliefert. Nach einiger Zeit aber ist Schlecker gekommen und hat gefragt, ob es nicht doch eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit gibt. Da sind wir uns einig geworden.

 

Was liegt Ihnen an Ihrem Unternehmen denn besonders am Herzen?

Claus Hipp: Dass wir immer beste Qualität machen, dass wir die Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit berücksichtigen - und der Erhalt der Artenvielfalt.

 

Ist das bei Ihnen als Sohn genau das Gleiche?

Stefan Hipp: Grundsätzlich sind uns die gleichen Werte wichtig. Dazu gehört natürlich auch das Wohl unserer Mitarbeiter und die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze.

 

Ist das gegeben?

Stefan Hipp: Ja. Wir haben das Glück, dass sich unser Unternehmen in den letzten Jahren gut entwickelt hat und wir die Mitarbeiterzahl in Pfaffenhofen ausbauen konnten. Das ist wichtig, denn erfolgreich sind wir nur mit einer engagierten, loyalen Mannschaft - und das haben wir zum Glück.

Claus Hipp: Auch im Ausland gibt es viele Konsumenten, die unsere Qualität schätzen.

 

Was sind denn die wichtigsten Länder?

Claus Hipp: In England, Österreich, Ungarn und der Schweiz sind wir stark. Auch China ist ein wichtiger Markt für uns.

 

Wäre es eine Option, direkt in China zu produzieren?

Stefan Hipp: Nein, wir sehen uns als europäisches Unternehmen mit europäischer Qualität. Das ist unsere Stärke, und da wollen wir uns auch nicht verzetteln.

 

Stimmt es, dass Sie ein neues Verwaltungsgebäude in Pfaffenhofen bauen wollen?

Stefan Hipp: Ja. Von der Mitarbeiterzahl sind wir relativ stark gewachsen und brauchen daher Platz.

Claus Hipp: Das Wachstum im Ausland hat hier mehr als 100 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen, denn die Grundsatzüberlegungen werden hier gemacht.

 

Und das bleibt auch so?

Stefan Hipp: Ja. Hier ist das Herz der Gruppe.

 

Wie mutig sind Sie denn, was neue Produkte angeht?

Stefan Hipp: Wir sehen uns als das innovativste Unternehmen im Babynahrungsmarkt in Europa. Wir haben in der Entwicklungsabteilung mehr als 60 Mitarbeiter beschäftigt, denn wir wollen unsere Produkte zum einen immer besser machen und zum andern neue schaffen, die spannend sind.

Claus Hipp: Pro Jahr erfahren etwa 20 Prozent unserer Produkte eine Veränderung. Das heißt, unser Sortiment ist in fünf Jahren komplett erneuert.

 

Probieren Sie denn alle neuen Produkte selbst?

Claus Hipp: Ja.

 

Welche schmecken Ihnen am besten?

Claus Hipp: Aprikosen.

Stefan Hipp: Äpfel.

 

Wo steht Hipp in 25 Jahren?

Claus Hipp: Wir werden sicher nach wie vor hauptsächlich Kinder ernähren. Aber wir verkaufen bereits heute etwa 25 Prozent unserer Produkte an Erwachsene, vor allem im Pflegebereich.

 

Das Interview führten Rudi Gegger und Sandra Mönius.