München
IG Metall startet Welle von Warnstreiks

Erste Aktionen in der Nacht zum Montag in Aschaffenburg Arbeitgeber kritisieren Gewerkschaft

05.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

München/Frankfurt (DK) Bayerns wichtigster Wirtschaftsbranche stehen in der nächsten Woche die ersten Warnstreiks bevor: Eine erste Aktion soll es bereits in der Nacht auf Montag in Aschaffenburg geben.

Ab dem folgenden Tag will die IG Metall landesweit mehrere Zehntausend Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zu Arbeitsniederlegungen aufrufen. "Mit unserer ersten Warnstreikwelle werden wir ordentlich Druck aufbauen, damit sich die Arbeitgeber am Verhandlungstisch endlich bewegen", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler am Freitag in München. Der Arbeitgeberverband vbm kritisierte das.

Am 15. Januar soll in Nürnberg die dritte Verhandlungsrunde für den Tarifbezirk folgen. Zur Metall- und Elektrobranche in Bayern gehören etwa Siemens, BMW und Audi. Laut IG Metall arbeiten dort rund 835 000 Beschäftigte, davon 475 000 in tarifgebundenen Betrieben. Die Schwerpunkte der IG-Metall-Aktionen sollen zunächst in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg sowie in Berlin, Brandenburg und Sachsen liegen.

Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Geld für eine Laufzeit von einem Jahr. Hauptstreitpunkt ist aber nicht das Gehalt, sondern die Arbeitszeit. Die IG Metall will für alle Beschäftigten in der Branche ein Recht auf individuelle Arbeitszeitverkürzung heraushandeln - für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden. Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder sowie pflegende Familienangehörige sollen einen Teillohnausgleich erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren.

Die Arbeitgeber lehnen das entschieden ab. Gleichzeitig warfen sie der Gewerkschaft vor, dass Warnstreiks dem Standort Bayern, den Unternehmen und letztlich auch deren Mitarbeitern schadeten. "Die IG Metall setzt mit Warnstreiks auf Eskalation in den Betrieben", sagte vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Freitag in München.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann kritisierte unterdessen ein Gutachten der Arbeitgeber zur reduzierten Wochenarbeitszeit scharf. Dieses lege ein "Familienmodell aus dem letzten Jahrtausend zugrunde", sagte Hofmann. "Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um die Kinder."