München (DK
Elektrisch in die Lüfte

Airbus und Siemens entwickeln gemeinsam Hybridantriebe für Luftfahrzeuge

07.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

München (DK) Weniger Kraftstoffverbrauch, weniger Abgase und weniger Lärm - die Flugzeugbauer setzen große Hoffnungen in die Elektrisierung des Luftverkehrs. Airbus und Siemens wollen das Thema nun gemeinsam vorantreiben.

Die Konzernchefs von Airbus, Tom Enders, und Siemens, Joe Kaeser, unterzeichneten gestern in Taufkirchen bei München eine Kooperationsvereinbarung zur Entwicklung hybrid-elektrischer Antriebe für Flugzeuge. Ziel sei, bis zum Jahr 2020 die technische Machbarkeit solcher Antriebssysteme nachzuweisen, teilten die beiden Konzerne mit.

Ein Team von 200 Mitarbeitern beider Unternehmen soll demnach Antriebsprototypen für Flugzeuge mit bis zu 100 Sitzen entwickeln, die für lokale Flüge, aber auch auf der klassischen Kurz- und Mittelstrecke genutzt werden könnten. Ebenso könnten Hubschrauber oder unbemannte Flugzeuge mit elektrischen oder hybrid-elektrischen Antrieben ausgestattet werden, hieß es. Dem Vernehmen nach sollen mehrere hundert Millionen Euro in das Großprojekt der beiden Konzerne fließen.

Der elektrische und hybrid-elektrische Flug sowie das Ziel eines emissionsfreien Luftverkehrs zählten zu den "größten industriellen Herausforderungen unserer Zeit", erklärte Airbus-Chef Enders. "Wir sind überzeugt, dass bis zum Jahr 2030 Verkehrsflugzeuge mit einer Kapazität von unter 100 Passagieren mit hybriden Antriebssystemen fliegen könnten." Der europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern habe bereits "rasante Fortschritte" auf dem Gebiet mit alternativen Flugzeugantrieben erzielt, sagte Enders und verwies auf das vollelektrisch angetriebene Airbus-Flugzeug E-Fan, das 2015 den Ärmelkanal überquert hatte. Die zweisitzige Maschine wird zur Pilotenausbildung genutzt.

Bei Siemens soll das Gemeinschaftsprojekt unter dem Dach der sogenannten Innovation AG geführt werden, die zukunftsträchtige Technologien und Trends aufspüren und vorantreiben soll. Bewerben könnten sich dabei sowohl Gründer aus dem Mitarbeiterumfeld, als auch externe Start-ups und bereits etablierte Firmen, sagte Siemens-Chef Kaeser.

Zunächst einmal legte Airbus gestern am Standort Ottobrunn/Taufkirchen den Grundá †stein für sein "Systemhaus Elektrisches Fliegen". Baubeginn für die konzerninterne Forschungs- und Entwicklungsá †einrichtung soll Anfang 2017 sein. Außerdem ist dort das neue Labor für Materialforschung angesiedelt. Die Ludwig-Bölkow-Stiftung unterzeichnete derweil eine Vereinbarung über den Aufbau eines 3 D-Druckzentrums. Diese Technik gewinnt auch im Luftfahrzeugbau zunehmend an Bedeutung.

Verschiedene Hersteller arbeiten derzeit am elektrischen Fliegen und hatten im vergangen Jahr mit Testflügen für Aufsehen gesorgt. Neben Fluglärm und Treibstoffverbrauch soll so der CO2-Ausstoß deutlich reduziert werden, um die europäischen Emissionsziele erfüllen zu können. Diese sehen bis 2050 eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 75 Prozent vor. Mit herkömmlicher Technik lasse sich das nicht erreichen, erklärten Airbus und Siemens.