Ingolstadt
Kratzer auf den vier Ringen

VW-Abgas-Skandal kommt wohl auch Audi teuer zu stehen

23.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Ingolstadt (DK) Auch Audi ist von dem VW-Abgasskandal betroffen. Denn die ins Visier der US-Umweltbehörden geratenen Dieselmotoren mit der Bezeichnung EA 189 wurden nicht nur in VW-, Skoda- und Seat-Fahrzeugen verbaut, sondern eben auch in vier Modellreihen des Ingolstädter Premiumherstellers.

Und damit steckt auch die Software namens „Defeat Gate“, mit der die Stickoxid-Messwerte der Aggregate manipuliert wurden, in Diesel-Audis. Zur Bedeutung und Tragweite des Skandals für das Unternehmen schweigt sich die VW-Tochter jedoch aus.

In Kreisen des VW-Konzerns heißt es allerdings, dass auch die Marke mit den vier Ringen die Folgen des VW-Desasters in den USA deutlich zu spüren bekommen wird. Alleine zu den Rückstellungen des Mutterkonzerns in Höhe von 6,5 Milliarden Euro im 3. Quartal – gut die Hälfte des Konzerngewinns von 2014 – müssten die VW-Töchter Audi, Skoda und Seat sicherlich beitragen. Damit wären alle Gewinnprognosen, die ohnedies schon unter dem deutlich schwächeren China-Geschäft gelitten haben, nun Makulatur. Zumal noch nicht absehbar ist, ob die jetzt beiseite gelegten Milliarden überhaupt ausreichen werden.

Audi ist den Kreisen zufolge allein von den Stückzahlen her zwar kaum betroffen – der Anteil der mit Vierzylinder-Dieseln ausgestatteten Autos am US-Gesamtabsatz liege „im niedrigen einstelligen Bereich“ –, doch sind die Ingolstädter mit Porsche die Ertragsperlen im Wolfsburger Automobilimperium. Eine größere finanzielle Beteiligung von Audi an dem VW-Desaster würde sich – so die Befürchtungen in Konzernkreisen – dann höchstwahrscheinlich auch auf die Gewinnbeteiligung der Beschäftigten und die Tantiemen des Managements negativ auswirken. Sogar personelle Konsequenzen werden nicht mehr ausgeschlossen.

Und im Marketing steht die große Frage im Raum, ob und wie den Amerikanern und Chinesen angesichts des Selbstzünder-Skandals überhaupt noch die geplante Kampagne für den neuen SUV Q 7 mit Dieselmotor nahegebracht werden kann. Gerade was den US-Markt anbelangt, ist Audi immerhin ein gebranntes Kind: Die angeblich selbst beschleunigenden Automatikautos von Audi stürzten den Hersteller Mitte der 1980er Jahre in eine schwere Absatz- und Imagekrise, aus der sich die nur unter größten Anstrengungen herausarbeiten konnte. Und die Nachrüstung des Sportwagens TT Anfang 2000 kostete den Hersteller rund 180 Millionen D-Mark.

Möglicherweise kommt es nun auch bei den Vierzylinder-Dieseln zu teuren Nachbesserungen. Welchen Umfang die haben werden ist jedoch weitgehend unklar – bei Audi werde derzeit noch gerechnet, heißt es im Konzern.