Ingolstadt
Haas geht in die Offensive

Interimschef bei Media-Saturn bleibt an Bord – Nun wächst der Ärger über den Firmengründer Erich Kellerhals

04.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:30 Uhr
Pieter Haas auf der Terrasse des neuen Media-Saturn-Gebäudes in Ingolstadt. −Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Pieter Haas (linkes Foto) bleibt als Interimschef bei Media-Saturn im Amt. Das ist das Ergebnis der außerordentlichen Gesellschafterversammlung vom Freitag. Erich Kellerhals (rechts) wollte den Manager absetzen. Im Unternehmen wächst die Kritik an dem Firmengründer.

Die Zusammenkunft in der Konzernzentrale verlief kurz und unspektakulär. Weder Kellerhals noch Olaf Koch vom Mutterkonzern Metro waren zu der Versammlung erschienen. Dafür hatten die Juristen beider Lager das Wort. Das Ergebnis der Sitzung: Haas bleibt Chef des größten europäischen Händlers für Elektronikartikel. „Die heutige, außerordentliche Gesellschafterversammlung hat wie erwartet das Ergebnis erbracht, dass Herr Haas weiterhin Mitglied und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von Media-Saturn ist“, hieß es in einer Mitteilung. Damit seien weiterhin Kontinuität und Stabilität in der Geschäftsführung von Media-Saturn sichergestellt, was in der aktuellen Situation am wichtigsten sei. Ein Sprecher Kellerhals’ sagte: „Im Gegensatz zu anderen äußern wir uns nicht öffentlich zu Inhalten der Gesellschafterversammlung.“

Der Media-Markt-Gründer, der etwa 22 Prozent Anteile am Unternehmen hält, hatte die Gesellschafterversammlung nach Medienberichten mit dem Ziel einberufen, Haas zu schassen. Bei ihm sieht Kellerhals dem Vernehmen nach einen Interessenkonflikt, weil der Manager neben seinem Job in Ingolstadt auch weiter im Vorstand der Metro AG sitze. Denn die Metro sei über die Elektrosparten ihrer Töchter Kaufhof und Real ein Konkurrent von Media-Saturn.

Der Streit um die Personalie Haas ist indes nur ein Punkt im Kampf um die Macht. Die Metro und Kellerhals streiten seit Längerem darüber, wer das Sagen bei dem Unternehmen hat. Dabei überziehen sich beide Seiten mit Vorwürfen, Beschuldigungen und juristischen Verfahren. Der Metro-Vorstand Haas war nach Ingolstadt entsandt worden, um die Neuausrichtung des Unternehmens voranzutreiben, nachdem der vorherige Chef, Horst Norberg, Anfang Mai zurückgetreten war.

Während Haas als Interimschef weiter die Geschäfte leitet, wächst im Hintergrund der Unmut über den nun schon fast drei Jahre dauernden Gesellschafterstreit. Vergangene Woche hatte Haas die Mitarbeiter der Verwaltung zu einer Versammlung geladen und dabei aus einem Brief an Kellerhals und die Metro vorgelesen. Seine Geschäftsführerkollegen und er kritisierten dabei erstmals geschlossen das Vorgehen der Eigentümer. Der Streit schade dem Unternehmen massiv, hieß es. Auf Anfrage unserer Zeitung wollte Kellerhals den Brief nicht kommentieren.

Auch wenn sich der Milliardär am Freitag nicht durchsetzte, geht der Streit weiter: Schon am kommenden Donnerstag treffen sich Vertreter der Parteien vor dem Oberlandesgericht München. Im Kern geht es dabei abermals um Entscheidungsbefugnisse bei Media-Saturn. Dafür ist ein Termin am Ingolstädter Landgericht gestrichen worden. Metro wollte per Gericht gegen Kellerhals eine einstweilige Verfügung durchsetzen, die ihm verbieten sollte, auf seiner Internetseite einen Nachfolger für Norberg zu suchen. Da Kellerhals die Stellenausschreibung aus dem Netz genommen hat, zog Metro nun den Antrag zurück.