Ingolstadt
Rücktritt Nummer 3

Ex-VW-Chef Winterkorn legt Audi-Aufsichtsratsvorsitz nieder

11.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:34 Uhr

Ingolstadt (DK) Martin Winterkorn ist als Vorsitzender des Audi-Aufsichtsrats zurückgetreten. Damit hat der ehemalige VW-Chef fast alle offiziellen Verbindungen zu dem von der Abgas-Affäre schwer gebeutelten Automobilkonzern gekappt.

Der Rückzug war in der Branche erwartet worden, gestern vollzog Martin Winterkorn den Abschied aus dem Audi-Kontrollgremium. Ein Unternehmenssprecher der Ingolstädter VW-Tochter bestätigte Informationen unserer Zeitung, wonach der 68-Jährige den Vorsitz des Aufsichtsrats der Audi AG „mit sofortiger Wirkung“ niedergelegt habe. Zu einem möglichen Nachfolger konnte der Sprecher nichts sagen, wollte den Vorgang auch nicht weiter kommentieren.

Winterkorn war im Strudel des Skandals um manipulierte Abgas-Messwerte bei Diesel-Fahrzeugen am 23. September von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender von Volkswagen zurückgetreten. Er übernahm damit die Verantwortung für die massiven Verstöße des größten europäischen Automobilherstellers gegen amerikanische Umweltgesetze. Eine persönliche Schuld an den Vorgängen wies er jedoch entschieden von sich. Schon damals war sowohl innerhalb des Konzerns als auch in der Branche klar, dass sich Winterkorn kaum auf seinem Chefposten bei der Porsche Holding sowie in den Kontrollgremien bei Audi und der VW-Nutzfahrzeugsparte würde halten können.

Knapp vier Wochen nach seinem Rücktritt als Konzernchef nahm der promovierte Metallkundler auch bei der Porsche Automobil Holding SE den Hut. In der Gesellschaft haben die VW-Großaktionäre – die Familien Porsche und Piëch – ihre Beteiligungen an dem Wolfsburger Autokonzern gebündelt.

Winterkorn begann seine berufliche Tätigkeit zunächst beim Autozulieferer Bosch, wechselte aber 1981 in die Qualitätssicherung von Audi und damit in den VW-Konzern. Er galt schon früh als ein Vertrauter des späteren VW-Patriarchen Ferdinand Piëch und machte in seinem Windschatten eine steile Karriere in dem Wolfsburger Automobilreich. 2002 wurde er Audi-Vorstandschef und VW-Vorstandsmitglied. Anfang 2007 übernahm er schließlich von Bernhard Pischetsrieder den VW-Chefposten.

Im Frühjahr dieses Jahres kam es jedoch zum Bruch zwischen VW-Aufsichtratschef Piëch und Winterkorn. In einem „Spiegel“-Interview sagte Piëch, er sei „auf Distanz“ zum VW-Boss. Den daraufhin entbrannten Machtkampf entschied Winterkorn noch für sich, die Abgas-Affäre kostete ihn dann aber den Job.