Essen
Eigenzulassungen schönen die Statistik

CAR-Studie: Autohersteller tricksen bei Zahlen vor allem Opel

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Essen/Rüsselsheim (DK) Der Autohersteller Opel und seine Händler haben in den ersten zehn Monaten dieses Jahres in Deutschland so viele Autos auf eigene Rechnung zugelassen wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Mit 90 463 Fahrzeugen und einem Anteil von 44,1 Prozent Eigenzulassungen lagen die Rüsselsheimer nach einer gestern veröffentlichten Auswertung des Forschungszentrums CAR an der Universität Duisburg-Essen noch vor den Importeuren Nissan (42,2 Prozent) und Renault (37,7 Prozent). Auch sie erreichen demnach ein Zehnjahreshoch.

Dies trifft den Angaben zufolge allerdings auch für die deutschen Premiumanbieter Audi und Mercedes zu. Bei der Ingolstädter VW-Tochter und ihren Händlern legten die Eigenzulassungen laut Studie von Januar bis Oktober auf 73 879 Fahrzeuge zu - nach 66 438 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit gingen 29,4 Prozent der Audi-Neuzulassungen im bisherigen Jahresverlauf auf das eigene Konto. VW kommt mit 163 138 (Vorjahreszeitraum: 178 451) Eigenzulassungen auf eine Quote von 29,2 Prozent. Bei Mercedes stiegen die Eigenzulassungen von 63 499 auf 69 953, was einer Quote von 26,7 Prozent entspricht. Der Münchner Konkurrent BMW kommt den CAR-Zahlen zufolge mit 52 104 (54 249) Eigenzulassungen auf einen Anteil von 23,9 Prozent.

Im Schnitt werden hierzulande der Studie zufolge knapp 30 Prozent der deutschen Neuwagen von den Herstellern oder ihren Händlern zugelassen. CAR rechnet damit, dass in diesem Jahr erstmals eine Million Autos auf diese Weise in den deutschen Markt gedrückt werden. Dazu kommen zahlreiche offen beworbene Sonderaktionen mit kräftigen Preisnachlässen.

Die selbst zugelassenen Wagen werden nach Einschätzung des CAR-Leiters Ferdinand Dudenhöffer im Schnitt mit 10 Prozent zusätzlichem Preisnachlass an Kunden weitergegeben und drücken so die Marge von Herstellern und Händlern. Dadurch entgingen den Autobauern allein durch Eigenzulassungen rund 2 Milliarden Euro, schätzt Dudenhöffer.

Opel kämpft trotz steigender Absatzzahlen in Europa weiterhin mit Verlusten, was Dudenhöffer auch auf die hohen Rabatte zurückführt. Das Gegenbeispiel sei der Hersteller Ford, der mit dem geringsten Eigenzulassungsanteil (22,4 Prozent) bei ähnlichen Absatzzahlen auf einen Milliardengewinn zusteuere.

"Profitables Wachstum steht für uns an erster Stelle", erklärte hingegen gestern ein Opel-Sprecher. Unter die Eigenzulassungen fielen auch die Fahrzeuge für das Mitarbeiterleasing mit rund 60 000 Berechtigten sowie die zahlreichen Vorführwagen der neuen Modelllinien.