Lippertshofen
Ein Laden, der dem halben Dorf gehört

11.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:35 Uhr

Vorstandsmitglieder der Genossenschaft: Annamaria Unterburger, Gertraud Ernst, Uschi Rosa und Erich Wesp (von links). - Foto: Schmidl

Lippertshofen (DK) Viele Jahre stand der Gaimersheimer Ortsteil Lippertshofen (Kreis Eichstätt) ohne ein Lebensmittelgeschäft da. Kein Wunder, dass der Ruf danach in den Bürgerversammlungen immer lauter und schließlich auch erhört wurde.

Seit einigen Monaten haben die rund 450 Lippertshofener Haushalte nun wieder die Möglichkeit, sich "vor Ort" zu versorgen. Der Dorfladen Lippertshofen bietet alles, was man für den täglichen Bedarf braucht – und noch viel mehr. So beispielsweise ein kleines Café als Treffpunkt. Organisiert ist der Dorfladen in der Rechtsform einer Genossenschaft, womit er einem bayernweiten Trend folgt, denn Gründungen auf genossenschaftlicher Basis boomen.
 

Ein wichtiger Grund dafür, der auch beim Arbeitskreis des Dorfladens ganz oben stand, ist die Kapitalversorgung. Bei der Gründung einer Genossenschaft müsse eben nicht ein Geldgeber mit viel Kapital da sein, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Genossenschaft, Uschi Rosa, und fügt gleich an: "Den hätten wir nicht gehabt". So aber sei durch den Verkauf von Genossenschaftsanteilen das nötige Geld zusammengekommen.

150 Euro kostet ein Anteil, 150 Anteilseigner hat der Vorstand als Minimum für einen erfolgreichen Start des Dorfladens für nötig gehalten. "Wir haben gehofft, dass nach den Forderungen in den Bürgerversammlungen auch genügend Interesse an einer Beteiligung da ist", sagt Vorstandsmitglied Gertraud Ernst. Mit derzeit 232 Anteilseignern – das ist ungefähr die Hälfte der Lippertshofener Haushalte, darüber hinaus aber auch deren Bekannte und Verwandte bis aus Baden-Württemberg – liegt die Genossenschaft schon klar über dem Soll. Dennoch ist der Erwerb von weiteren Anteilsscheinen möglich – und auch erwünscht.

Denn die Genossenschaft muss ja auch Einnahmen erzielen und Gewinne erwirtschaften. Um die Miete für das von der Gemeinde neu errichtete Gebäude zu bezahlen. Um Kredite bedienen zu können. Um Waren einzukaufen. Aber auch um die Gehälter der Mitarbeiter bezahlen zu können. Dass im Dorfladen bereits acht Arbeitsplätze geschaffen wurden – "vom 400-Euro-Job bis zur ,Fast-Ganztags-Stelle’ und das ganz ohne staatliche Zuschüsse" –, darauf ist die Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Annamaria Unterburger, besonders stolz, zumal dies sehr wohnortnahe Jobs seien. Ehrenamtliche Helfer seien aber dennoch unentbehrlich. Darin spiegelt sich auch der klassische genossenschaftliche Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe wider.

Wegen dieser gemeinsamen Arbeit, aber natürlich auch wegen der großen Nachfrage vor allem nach den regionalen Produkten, die in dem Dorfladen angeboten werden, zieht Unterburger nach den ersten Monaten eine sehr zufriedenstellende Bilanz. Es falle zwar eine Menge Arbeit an, aber der Verkauf sei "super angelaufen".

Wenn der Dorfladen – und damit auch die Genossenschaft – weiter so gut angenommen wird, können die Mitglieder also schon bald auf eine Ausschüttung hoffen. Ob dies in Form von Geld oder aber als Naturaldividende sein wird, ist laut Unterburger noch offen. Sicher ist aber, dass die Genossen erst dann von ihrer Beteiligung profitieren, wenn gesicherte Gewinne erwirtschaftet werden. Deshalb können sie ihre Mitgliedschaft bis 2012 auch nicht kündigen. Denn dann hätte die junge Genossenschaft womöglich keine gesicherte Finanzbasis mehr – und die Lippertshofener müssten beim Einkaufen wieder fremdgehen.