Ingolstadt
Das sagen Beschäftigte aus der Region zum Tarifabschluss

06.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr

−Foto: Spindler

Ingolstadt (DK) Die Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall verkündeten in der Nacht zum Dienstag in Stuttgart die Einigung. Die 900.000 Beschäftigten im Pilotbezirk erhalten 4,3 Pozent mehr Geld und einen Anspruch auf verkürzte Vollzeit. Beschäftigte aus der Region verraten, was sie über den Tarifabschluss denken.


Joachim Langenmayer (57), Controller aus Ingolstadt: "Ich finde es gut, dass nun einiges durchgesetzt wurde. Durch die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung wurden aber vielleicht ein paar Prozente der Gehaltserhöhung verschenkt. Ich denke, wenn jemand nur 28 Stunden arbeiten möchte, muss er die Kosten dafür selbst tragen. Insgesamt hatte ich schon erwartet, dass man sich schnell einigen werde und freue mich darüber."

Markus Kauderer (44) aus Schrobenhausen, Entwicklungsfachkraft bei Audi: "4,3 Prozent mehr Lohn hören sich im ersten Moment ganz ordentlich an. Aber ich will da nicht vorschnell urteilen, da muss man nämlich auch immer noch schauen, für welche Zeit das gilt. Das wird oftmals nicht gesagt und die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man da vorsichtig sein muss, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Oft haben sich Verá ?handlungserá ?gebnisse schon ganz toll angehört und hinterher kam raus, dass es irgendwelche Zusatzklauseln gibt und alles doch nicht so super ist. Ich bin gespannt, was beim Tarifabschluss in Bayern rauskommt."

Konrad Halbig (59) aus Deising, Vertrauensmann bei Audi: "Ich hätte nicht geglaubt, dass die Verhandlungen nun doch so schnell zum Abschluss komá ?men. Aber der Druck war groß. Allein der jüngste 24-Stunden-Streik hat das Unternehmen 300 Millionen Euro gekostet. Im Großen und Ganzen können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. 4,3 Proá ?zent mehr Lohn sind gut, vor allem die Möglichá ?keit der Reduzierung der Wochená ?arbeitszeit auf 28 Stunden ist wichtig. Es ist schön, dass wir das geschafft haben, damit die Mitarbeiter die Chance haben, pflegebedürftige Angehörige zu betreuen. Außerdem gibt das dem Betrieb mehr Flexibilität, kann dem Fachkräftemangel so entgegenwirken, indem er die Arbeitszeit kurzfristig erhöht. Wichtig war auch, dass der Kündigungsschutz für ältere Mitarbeiter sowie die Nacht- und Spätschichtzulagen  bleiben."

Lesen Sie hier mehr zur Einigung im Tarifkonflikt.

Stephan Seifert (46) aus Vohburg, Rundschleifer bei der Firma Trob Präzisionsfertigung in Rohrbach: "Die IG Metall hat gute Arbeit geleistet, da kann man wirklich zufrieden sein. Die Firmen haben volle Auftragsbücher und ich finde es da schon richtig, wenn das auch an die Arbeitgeber weitergegeben wird. Die Arbeitszeitverkürzung steht für mich zwar nicht zur Debatte, aber wenn jemand einen Pflegefall in der Familie oder kleine Kinder hat, dann kann man es damit auf die Reihe bringen. Bei Trob gibt es keinen Grund zum Streiken - es ist ein sehr guter Arbeitgeber, die Mitarbeiter fühlen sich wohl, und auch wenn die Arbeitslage mal nicht so optimal ist, gibt es keine Freiá ?stellungen. Natürlich gibt es auch Betriebe, wo die Arbeiter um ihre Rechá ?te kämpfen müssen - und dafür ist das Streikrecht wichtig."

Mark Dischner (44) Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Leoni in Neuburg: "Ich bin mit der Einigung sehr zufrieden. Das ist ein Meilenstein für die Arbeitnehmer. Der Kompromiss hat die Flexibilität für jeden aufgemacht bezüglich der Wahl für mehr Freizeit oder mehr Geld. Das trifft meiner Meinung nach genau die Bedürfnisse der Arbeitnehmer. Denn ein junger Mensch, der gerade ein Haus baut, kann wahrscheinlich jeden Cent brauchen. Ein Arbeitnehmer, der aber auf die Rente zugeht, wünscht sich vielleicht mehr Freizeit." | DK

Von Tim Möschl, Alexandra Burgstaller, Sophie Schmidt, Kathrin Schmied, Anna Ermert.