Wolfsburg
Absatzrekord für Volkswagen

Auch Audi legt im Oktober deutlich zu - Nur in Europa geht es rückwärts

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr
Endabnahme für den Golf VII im Wolfsburger VW-Werk. Volkswagen und Audi setzten weltweit im Oktober mehr Autos ab. Allerdings ist das Geschäft in Europa rückläufig. −Foto: Stratenschulte/dpa

Wolfsburg (DK/dpa) Die VW-Kernmarke Volkswagen Pkw hat im Oktober mehr Autos an Kunden ausgeliefert als jemals zuvor in dem Monat. In Deutschland allerdings blieben die Auslieferungen rückläufig. Dies gilt auch für die VW-Tochter Audi, die beim Absatz auf dem Heimatmarkt ein Minus hinnehmen musste, weltweit aber im Oktober gut 5 Prozent mehr Autos verkaufte.

Der Absatz von Volkswagen Pkw erhöhte sich im Berichtsmonat weltweit um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 550 900 Auslieferungen, wie der Autohersteller gestern in Wolfsburg mitteilte. Besonderer Schub sei aus China gekommen, sagte Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann. Im bisherigen Jahresverlauf steigerte die VW-Kernmarke die Auslieferungen um 3,2 Prozent auf 5,04 Millionen Autos. Der VW-Absatz im Heimatmarkt sank im Oktober allerdings erneut um 2,5 Prozent auf gut 41 900 Fahrzeuge, bis Oktober betrug der Rückgang sogar 6,9 Prozent auf 441 800 Autos. Auch der westeuropäische Markt war mit 3 Prozent auf 109 100 Fahrzeuge rückläufig, im Jahresverlauf sank der Absatz hier um 3,1 Prozent auf rund 1,24 Millionen Autos. Stark entwickelte sich im Oktober das Geschäft neben China (plus 9,2 Prozent) vor allem in Südamerika (plus 61,2 Prozent) – und da vor allem in Brasilien mit einem Zuwachs von 73,6 Prozent. In den USA ging es um knapp 12 Prozent aufwärts.

Für Audi lief das Geschäft im Oktober ebenfalls gut. Weltweit setzten die Ingolstädter Autobauer rund 158 750 Fahrzeuge ab – 5,3 Prozent mehr als im gleichen Monat 2016. Wie die VW-Tochter gestern weiter berichtete, konnte das Unternehmen in allen Kernregionen außer Europa zulegen. In den ersten zehn Monaten lag Audi allerdings mit dem Verkauf von knapp 1,54 Millionen Autos im Vorjahresvergleich noch um 1,3 Prozent zurück. „Nach unserem guten Start ins vierte Quartal wollen wir diesen Trend trotz weiter herausfordernder Bedingungen auch in den nächsten Monaten fortsetzen“, sagte Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot. Im Oktober legte die Marke mit den vier Ringen insbesondere in Italien (plus 23,4 Prozent) und Spanien (plus 10,5 Prozent) zu, in Deutschland und Großbritannien ging es indes um 6,2 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent abwärts. Damit musste Audi in Europa insgesamt ein Absatzminus von 1,6 Prozent hinnehmen. Wieder flott voran kam die VW-Tochter dagegen in China (plus 14,5 Prozent). Im bisherigen Jahresverlauf wurden dort aber mit 472 498 Autos 3 Prozent weniger ausgeliefert. Auf dem US-Markt ging es für Audi mit einem Verkaufszuwachs um 9,6 Prozent auch im Oktober weiter aufwärts.

Kommentar von Sebastian Oppenheimer

Es ist schon erstaunlich: Die Marke Volkswagen hat im Oktober so viele Autos verkauft wie nie zuvor. Kaum jemand hätte das wohl zu träumen gewagt, als Ende 2015 das Ausmaß des Diesel-Skandals bekannt wurde. Es wurde nicht nur betrogen: Man stritt alles ab, bis es keinen Ausweg mehr gab. Und von ernsthafter Aufklärung konnte spätestens seit dem Tag keine Rede mehr sein, als man verkündete, den Jones-Day-Bericht – also die Ergebnisse der internen Ermittlung – aus fadenscheinigen Gründen unter Verschluss zu halten. Ist der Abgas-Skandal nun also schon überwunden? Zunächst einmal lohnt es, die Zahlen zu analysieren. Die großen Zuwächse gab es in Brasilien, China, Russland und den USA. Dort profitiert man hauptsächlich vom nach wie vor exzellenten Image deutscher Autos – auch, wenn die längst nicht mehr nur in Deutschland gebaut werden. Bekommt der Kunde dann noch einen entsprechenden Rabatt serviert, schaut man offenbar schon gerne mal über gewisse Verfehlungen hinweg – vorausgesetzt, man hat in Rio, Moskau oder Peking überhaupt schon mal was von Diesel-Gate gehört. Und nicht zu vergessen: Die US-Kunden wurden großzügig entschädigt – wenn auch nicht freiwillig. Nur: In Deutschland sieht es anders aus. Hier sind die Verkaufszahlen zurückgegangen. Im Oktober um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, für das gesamte bisherige Jahr sogar um 6,9 Prozent. Auch bei Audi sank der Absatz in Deutschland im vergangenen Monat um 6,2 Prozent. Natürlich kann man es nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen – doch es scheint, als habe der Diesel-Skandal hierzulande durchaus seine Spuren hinterlassen. Und es könnte noch schlimmer kommen. Zuletzt häuften sich Berichte über Probleme infolge der Software-Updates – unter anderem scheinen vor allem Abgas-Rückführventile damit überdurchschnittlich schnell den Geist aufzugeben. Sollten derartige Vorfälle weiter zunehmen, dürfte im gleichen Maß der Zorn der Kunden wachsen.