Fußball-Anleihen - Riskantes Spiel

15.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:29 Uhr

Schalke 04 sucht neue Investoren. Über eine Börsenanleihe sollen neue Geldgeber gefunden werden. Für Anleger ist das Geschäft nicht ohne Risiken.

Fußball-Bundesligist Schalke 04 hofft über eine sogenannte Mittelstandsanleihe einen zweistelligen Millionenbetrag bei Investoren einsammeln zu können – die Rede ist von bis zu 50 Millionen Euro. Damit so viel Geld zusammenkommt, möchte der Verein neben den eigenen Fans vor allem institutionelle Großanleger ansprechen und das Wertpapier an der Börse handeln lassen. Damit wäre auch ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Papier möglich. Ansonsten unterscheidet sich die Anleihe nur wenig von den ansonsten üblichen Fan-Anleihen: Über den Schuldschein leiht sich Schalke 04 für eine bestimmte Zeit Geld bei seinen Anlegern und zahlt darauf jährlich Zinsen. Wie hoch die Zinsen ausfallen, ist noch nicht bekannt. Öffentlich ist bislang nur, dass die Stückelung der Anleihe 1.000 Euro betragen wird und dass das Papier bis Ende Juni auf den Markt kommen soll. Zum Laufzeitende erhalten Investoren ihren Einsatz zurück. Ein Vorteil der Anleihe besteht darin, dass Schalke im Gegensatz zum klassischen Bankkredit keine Sicherheiten verbriefen muss.

Umschuldung vorrangiges Ziel

Ähnlich wie viele mittelständische Unternehmen verfolgt auch Schalke 04 das Ziel, mit dem eingenommenen Geld nicht nur Altschulden abzubauen, sondern seine Schuldenlast insgesamt zu reduzieren. Die Anleihe bietet dazu gute Chancen, denn die Refinanzierungskosten sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. Ob der Plan aufgeht, bleibt abzuwarten, denn der Schalke-Konzern sitzt auf einem Schuldenberg von knapp 230 Millionen Euro. Die jüngsten sportlichen Erfolge spülten allerdings viele Millionen in die Vereinskasse, so dass es möglich war, allein im vergangenen Jahr die Schuldenlast um fast 26 Millionen Euro zu reduzieren. Ein gutes Zeichen für Anleger ist die erneute Qualifikation für die lukrative Champions League. Sie sichert auch im kommenden Fußballjahr hohe Einkünfte und damit die Möglichkeit zu weiterem Schuldenabbau. Hinzu kommt, dass Schalke im alleinigen Besitz seiner Vermarktungsrechte ist und mit der Veltins-Arena über eine hohe Sicherheit verfügt. Die moderne Mehrzweck-Arena soll bereits 2018 vollständig abbezahlt sein. Finanzvorstand Peter Peters zeichnet denn auch einen optimistischen Ausblick: In zehn Jahren wollen wir alle Finanzverbindlichkeiten weitestgehend zurückgezahlt haben.

Risiken von Fan-Anleihen


Anleger sollten die Risiken nicht unterschätzen. Fußballanleihen sind in erster Linie vom sportlichen Erfolg abhängig. Dieser wird zwar gerne geplant, ist aber weder sicher noch käuflich. Geht es einem Verein finanziell schlecht, können Zinszahlungen ausfallen oder gar die Rückzahlungen des angelegten Geldes in Gefahr sein. Immer wieder geraten Fußballvereine in wirtschaftliche Schwierigkeiten, weil sie sich finanziell übernommen haben oder der Erfolg ausblieb.

Beispiele hierfür sind die Fan-Anleihen von Hansa Rostock und Alemannia Aachen. Beide Vereine sind jetzt von der zweiten in die dritte Fußball-Bundesliga abgestiegen und müssen mit erheblichen Mindereinnahmen rechnen. Hansa Rostock konnte nur dank eines letzte Woche von der Stadt Rostock genehmigten Rettungspakets vor der Insolvenz geschützt werden. Die Rückzahlung der laufenden Fan-Anleihe im Jahr 2017 wäre ansonsten stark gefährdet gewesen. Ähnlich erging es Alemannia Aachen, das letztes Jahr mit einer 5,5 Millionen-Euro-Bürgschaft von der Stadt Aachen vor der Pleite gerettet wurde. Finanziell angeschlagen ist auch der ehemalige Bundesligist Arminia Bielefeld. Der Verein hatte 2006 – damals noch als Erstligist – eine neue Stadiontribüne mittels Fan-Anleihe finanziert. Die Rückzahlung der Schuldscheine im Jahr 2011 gelang nur durch die Ausgabe neuer Anleihen.

Auch Schalke 04 hatte vor zwei Jahren seine Fans um frisches Geld gebeten. Die S04-Fan-Anleihe spülte bei einem Zinssatz von 5,5 Prozent rund elf Millionen Euro in die Vereinskasse. Die Rückzahlung des Papiers steht 2016 an. Der Verein strebt an, den Spielerkader sowie die Personalkosten weiter zu reduzieren. Im Gegenzug möchte man aber dauerhaft in europäischen Wettbewerben vertreten sein – ob dies gelingt wird sich zeigen. Dass die geplante Mittelstandsanleihe die Finanzen des Vereins wirklich entlasten wird, steht ebenfalls in den Sternen. Denn im professionellen Marktumfeld sind die Zinsen höher als bei den vorrangig an private Anleger gerichteten Fan-Anleihen. Zuletzt schwankten die Zinsen bei Mittelstandsanleihen zwischen sieben und neun Prozent. Ob das von Schalke angestrebte Unternehmens-Rating das Vertrauen der Investoren stärken und so für niedrige Zinsen sorgen wird, ist offen. Allerdings hält sich das Pleiterisiko bei S04, dem immerhin zehntgrößten europäischen Fußballklub, in Grenzen. Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält Fußballanleihen insgesamt für sicherer als Fußballaktien: Die Anleihe eines Fußballklubs ist im Großen und Ganzen berechenbarer als die Aktie eines Vereins. Zu sicher sollten sich Fußballfans aber nicht sein.

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