Brüssel
Der Terror rückt näher

EU-Abgeordnete aus der Region über die Anschläge in der belgischen Hauptstadt

22.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:03 Uhr

Brüssel (DK) Der EU-Abgeordnete Manfred Weber ist an dem Tag, an dem Brüssel, Belgien - und Europa - vom Terror getroffen werden, nicht in der Stadt. Von den Anschlägen erfährt der CSU-Politiker aus Niederbayern eben dort. "Ich bin schockiert und tief betroffen von der barbarischen und unmenschlichen Terrorserie in Brüssel", lässt der Vorsitzende der Fraktion der Europäischen Volkspartei wissen. Das sei nicht nur ein Anschlag auf die Menschen in Brüssel, sondern ein Anschlag auf unseren Lebensstil in ganz Europa, gegen die Freiheit und unsere Demokratie, sagt Weber, der in Wildenberg (Kreis Kelheim) lebt. Und gibt eine Richtung vor: "Auch wenn die Attentäter auf unser Herz zielen - sie werden damit keinen Erfolg haben. Wir stehen vereint gegen Hetze, Gewalt und Terror und werden uns wehrhaft zeigen."

Auch Angelika Niebler, Europa-Abgeordnete der CSU für Oberbayern, war gestern nicht in Brüssel. Allerdings haben eine Mitarbeiterin und zwei Praktikantinnen bereits früh morgens in ihrem Büro gearbeitet. Nachdem Niebler von der Explosion am Flughafen erfahren habe, habe sie sofort angerufen und gefragt, ob alles in Ordnung sei. - War es. Aber: "Nur eine Stunde vor der Explosion an der Metro-Station Maelbeek ist eine Praktikantin mit der Linie noch gefahren. Der Schreck sitzt in allen Gliedern", sagte Niebler gegenüber unserer Zeitung.

Niebler verurteilt die Attentate als "Anschlag auf unsere Freiheit, unseren Wertekanon und unsere Werteorientierung". Der Terror von heute habe eine andere Qualität bekommen. "Diese Terroristen suchen gezielt Menschenansammlungen. Die Gewalt der RAF ging noch gegen einzelne hochgestellte Persönlichkeiten."

Das Leben und das Bild der Straßen in Brüssel hätten sich seit dem Angriff auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" Anfang 2015 verändert, hat Niebler beobachtet. "Es ist viel Militär und Polizei seither zu sehen. Wir haben sogar einen neuen Eingang mit einer Glasschleuse wie am Flughafen zum EU-Parlament bekommen. Ohne Ausweis ist es schwer, überhaupt hineinzukommen." Man selbst verändere sich auch: "Instinktiv schaue ich, wer ist vor dem Parlament unterwegs. Man beobachtet das Umfeld genauer."

Der Augsburger CSU-Europa-Abgeordnete Markus Ferber hätte eigentlich gestern Vormittag gegen acht Uhr am Flughafen in Brüssel landen sollen, hatte seine Reise wegen Terminen in seinem schwäbischen Wahlkreis aber kurzfristig verschoben. "Ich bin Gott sei Dank in Bayern", sagt er am Telefon und atmet auf. "Dafür bin ich meinem Schutzengel dankbar." Er sei "sehr erschüttert" über die schlimmen Ereignisse.

Knapp drei Stunden nach den Detonationen sitzt Ismail Ertug immer noch im EU-Parlament fest. Das Parlament sei komplett geschlossen, sagte der 1975 in Amberg geborene Politiker, der EU-Abgeordneter für die "S&D", die Fraktion der Sozialdemokraten, für die Oberpfalz und Niederbayern ist. "Es kommt niemand mehr rein oder raus. Draußen ist überall Polizei." Ertug ist sich bewusst, dass er selbst Glück hatte. Er sei am Vorabend des Anschlags schon in Brüssel gelandet. "Es hätte aber auch genauso mich treffen können. Meine Gedanken und Mitgefühl gelten den Angehörigen der Opfer dieses feigen Anschlags."