In eigener Sache: Berichterstattung über die Vorfälle in Köln

Kommentar

07.01.2016 | Stand 31.01.2019, 10:04 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser, im Rahmen der Vorfälle massenhaften sexuellen Missbrauchs in der Silvesternacht in Köln, Hamburg und möglicherweise anderen Orten sieht sich auch die Redaktion des DONAUKURIER dem Vorwurf ausgesetzt, wir dürften nicht alles schreiben, was wir wissen, müssten Fakten bewusst unter dem Deckel halten, Berichterstattung verzögern oder unterlassen oder bestimmte Dinge, vorzugsweise im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Flüchtlinge, beschönigen. Dies ist nicht der Fall.

Als Herausgeber und Chefredakteur des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen Hilpoltsteiner Kurier, Eichstätter Kurier, der Ausgaben Neuburg und Riedenburg/Beilngries sowie der Schrobenhausener Zeitung, Aichacher Zeitung und des Pfaffenhofener Kurier versichern wir Ihnen, dass es zu jedwedem Thema keinerlei Anweisungen an unsere Redakteurinnen und Redakteure gab, gibt und geben wird, die diesen vorschreiben, dass sie einseitig berichten, bestimmte Aspekte unter den Teppich kehren oder Informationen in Gänze zurückhalten oder beschönigen sollen. Alle Redakteurinnen und Redakteure haben sich schriftlich auf unsere Redaktionsstatuten verpflichtet, in denen es unter anderem heißt: „Nachrichten dürfen nicht verzerrt und verfälscht werden“ und „Die Redaktion hat auch andere Auffassungen sachlich darzustellen, selbst wenn sie mit ihnen nicht übereinstimmt“ (Die vollständigen Redaktionsstatuten finden Sie im Internet unter www.donaukurier.de/statuten).

Ebenfalls versichern wir Ihnen, dass die Redaktion in keinerlei Abhängigkeit zu Verbänden, Parteien, Unternehmen oder Einzelpersonen steht und in ihrer Arbeit daher auch keinem Druck oder Einfluss solcher Personen und Institutionen unterliegt. Auch dieses ist in unseren Leitlinien formuliert. Dort heißt es bereits im zweiten Absatz: „Bei ihrem publizistisch-journalistischen Schaffen ist die Redaktion frei und unabhängig von fremden Einflüssen.“ Außerdem steht dort: „Die Redaktion ist nicht an die Auffassungen einer Partei, einer politischen, wirtschaftlichen oder konfessionellen Gruppierung gebunden.“

Trotzdem nehmen wir die Vorwürfe, die uns gemacht werden, natürlich ernst. Viele von ihnen erreichen uns anonym oder die Kritiker berichten, dass sie die Fälle, die wir angeblich nicht oder falsch berichtet hätten, gar nicht persönlich erlebt, sondern um drei Ecken gehört hätten. Die Hinweise, die in der Redaktion des DONAUKURIER eingingen, reichen hier von vermeintlich durch Flüchtlinge angezündeten Mülltonnen über geplünderte Supermärkte, Belästigungen bis hin zur angeblichen Massenvergewaltigung im Ingolstädter Klinikum. Obwohl wir wissen, dass solche Gerüchte aktuell von Flensburg bis Oberstdorf kursieren, gehen wir jedem einzelnen Hinweis nach. Selten ließen sie sich allerdings durch Recherchen vor Ort, bei der Polizei und anderen Behörden verifizieren.

Leider sind die Urheber der Behauptungen in der Regel nicht in der Lage oder willens, sich namentlich nennen zu lassen. Dabei geht es gar nicht darum, dass jemand, der von einer Sache Kenntnis erhalten hat oder direkt betroffen ist, in der Zeitung namentlich genannt werden müsste. Hier schützen wir gerne die Identität glaubwürdiger Informanten. Es geht vielmehr darum, dass wir nur dann tiefgehend und sauber recherchieren können, wenn wir einen konkreten Fall benennen können.

Wir wissen aber auch, dass unlautere, möglicherweise fremdenfeindliche Quellen aktuell solche Gerüchte gezielt schüren und streuen. Vor deren Karren wollen wir uns als seriöse Tageszeitung nicht spannen lassen. Darum gilt für uns immer: Ohne ordentliche Recherche werden wir nichts veröffentlichen. Nachrichten sind unser Geschäft, Gerüchte sind es nicht.

Bei dem vielfachen sexuellen Missbrauch in Köln und Hamburg handelt es sich gewiss nicht um geschürte Gerüchte. Die Taten fanden jedoch spät in der Nacht statt, als kaum oder keine Journalisten zugegen waren. Darin und in der Tatsache, dass die Polizei erst spät informierte, Opfer und Zeugen sich erst nach und nach meldeten, liegt der Grund, warum alle Medien hier ungewöhnlich spät berichteten. Bewusst verzögert wurde mit Sicherheit nicht.

Der DONAUKURIER ist als regionale Tageszeitung bei Ereignissen außerhalb der Region und Bayerns zudem oft auf die Nachrichtenagenturen angewiesen. Auch für diese verbürgen wir uns. Eher zu berichten wäre uns nur dann möglich gewesen, wenn wir uns ausschließlich auf die vielen Beiträge in den sozialen Medien berufen hätten. Deren Seriosität und Wahrheitsgehalt lassen sich aber kaum überprüfen. Bei allem Bemühen um größtmögliche Aktualität gilt aus diesem Grund für die Berichterstattung des DONAUKURIER: Sorgfalt und Wahrheit gehen vor Geschwindigkeit. Alle, die diese Arbeitsweise als absichtliches Vorenthalten, Schweigekartell, Nachrichtensperre oder Ähnliches kritisieren, stimmen ein in den Chor der Lügenpresse-Propaganda. Sie gießen Wasser auf die Mühlen von Rechtspopulisten und Rechtsradikalen. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich.
 

Georg Schäff, Herausgeber
Claus Liesegang, Chefredakteur