Volkspartei ade

Kommentar

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Es sind schockierende Zahlen. Bei nur noch 16 Prozent landen die Sozialdemokraten im aktuellen "Deutschlandtrend" der ARD. Ein Pünktchen vor der AfD, was besonders erschreckend ist. Kann sich diese SPD überhaupt noch Volkspartei nennen? Wird sie dasselbe Schicksal ereilen wie viele Genossen in Europa? Wird sie, ähnlich wie die Sozialisten in Paris, demnächst aus ihrer prachtvollen Parteizentrale ausziehen und sich etwas Bescheideneres suchen müssen?

Die Entwicklung jedenfalls ist dramatisch. Verschuldet hat die SPD sie selbst. Mit permanenten Debatten an den Bedürfnissen der Bürger vorbei. Und mit ihrem peinlichen Personalgerangel. Sie hat sich permanent kleingemacht.

Doch je mehr man im Willy-Brandt-Haus unter Druck gerät, desto getrübter ist das eigene Urteilsvermögen. Das hat sich an dem 100-Prozent-Ergebnis für Martin Schulz gezeigt. Wie einen Messias haben sie ihn gefeiert. Viel zu spät haben sie begriffen, dass die Aufgaben zu groß für ihn, und seine strategischen Fähigkeiten begrenzt waren. Sogar, als er für sich das Außenamt beanspruchte, haben sie ihn noch gewähren lassen. Dann hat die SPD den einstigen Hoffnungsträger vom Hof gejagt, um schnellstmöglich die Nachfolge zu regeln. Auch das ging schief. Olaf Scholz muss zunächst kommissarisch übernehmen, Andrea Nahles rückt bereits beschädigt an die Parteispitze.

Wenn es denn überhaupt dazu kommt. Setzen sich Kevin Kühnert und die Groko-Gegner durch, wird Nahles sich wohl kaum mehr zur Wahl stellen. Das bisherige Chaos wäre nur ein Vorgeschmack auf das gewesen, was folgen würde. Bei einer Neuwahl wird die SPD unter die 20,5 Prozent vom 24. September stürzen. Auf eine Minderheitenregierung, in der sie sich profilieren kann, sollte sie nicht setzen. Die FDP auch nicht. Erst das Jamaika-Schiff versenken, um sich nun aufzudrängen und seine Mitarbeit anzubieten - das ist lächerlich. Da braucht sich Parteichef Christian Lindner nicht zu wundern, dass seine Liberalen wieder auf neun Prozent abgesackt sind.