Verbale Schlacht

Kommentar

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Was für eine Premiere! Provokationen statt Zurückhaltung, martialische Töne anstelle von moderaten Worten - Donald Trump bleibt sich auch vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen treu und droht Nordkorea und dem Iran in scharfer Form.

Wer gehofft hatte, dass die Berater des amerikanischen Präsidenten ihn ein Stück zur Vernunft gebracht und dafür gesorgt hätten, dass er zumindest bei seiner Rede vor den Vertretern der Weltgemeinschaft keine Grenzen überschreiten würde, sah sich enttäuscht.

Was als eine tief philosophische Rede angekündigt war, gerät zur verbalen Schlacht. Seine Drohung mit einer totalen Zerstörung Nordkoreas dient nicht dazu, den Konflikt mit dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-Un über das Atomprogramm zu entschärfen. Auch ein Weg in Richtung diplomatischer Lösung wird so nicht geschaffen. Vielmehr ist sie ein Signal, auf das der Diktator von Pjöngjang nur gewartet hat. Der nächste Raketentest wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.

Trumps Botschaft, noch sei Zeit für Diplomatie, wird mit den nächsten Sätzen konterkariert. Natürlich darf man nicht in einen Krieg hinein schlafwandeln, aber man sollte ihn auch nicht herbeireden. Selbst vor der Vollversammlung wird er nicht müde, sein "America First" zu predigen.

Und ausgerechnet er, der im Wahlkampf kein gutes Haar an internationalen Organisationen gelassen hatte, fordert jetzt eine Reform der UN. Dass die Weltorganisation effizienter werden muss, daran gibt es keine Zweifel. Veränderungen nach den Vorstellungen des US-Präsidenten würden die UN jedoch nicht stärken. Und Reden wie die gestrige machen die Welt nicht sicherer.