Nichts gewusst?

Kommentar

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Natürlich hat Martin Winterkorn vor dem Bekanntwerden des millionenfachen Abgas-Betrugs am 18. September 2015 nichts von der "Diesel-Thematik" gewusst - nichts wissen dürfen.

Denn wäre der frühere VW-Chef gestern vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zu der Affäre von der gültigen Sprachregelung abgewichen, hätten er und sein früherer Arbeitgeber plötzlich einige weitere Probleme mehr am Hals gehabt.

Dann wäre es nämlich durchaus möglich geworden, dass sich nicht nur einige wenige VW-Manager in den USA wegen der Affäre strafrechtlich verantworten müssen, sondern auch Winterkorn selbst. Zudem hätte sich den gegen Volkswagen klagenden Investoren eine reelle Chance eröffnet, tatsächlich Schadensersatz für die immensen Kursverluste ihrer VW-Aktien nach der Publikation der Betrugsvorwürfe in den USA zugesprochen zu bekommen. Wer also von Winterkorn neue Erkenntnisse zu "Dieselgate" erwartet hatte, musste zwangsläufig enttäuscht werden.

Damit ist die Sache für den einstigen VW-Imperator aber längst nicht vom Tisch. Einige Indizien weisen nämlich inzwischen darauf hin, dass "Wiko" doch früher, möglicherweise schon 2012, von Problemen mit den Diesel-Fahrzeugen in den USA gewusst haben könnte. Vorerst bleibt aber nur die Hoffnung, dass die Anwälte von Jones Day mehr Licht ins Dunkel der Affäre bringen werden - ihr Untersuchungsbericht ist überfällig. Sobald der vorliegt, könnte es für Winterkorn und andere Konzerngrößen noch einmal brenzlig werden.