Kommentar
Zurück in die Zukunft

13.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr

Ein neuer Mann auf der Kommandobrücke, eine neue Struktur - der Tanker Volkswagen soll so schneller, effizienter und nachhaltiger in die automobile Zukunft dampfen.

So jedenfalls stellen sich das VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und sein neuer Konzernkapitän Herbert Diess vor. Einmal abgesehen vom reichlich chaotisch verlaufenen und zumindest für den bisherigen VW-Boss Matthias Müller unwürdigen Wachwechsel stellt sich die Frage, ob der überraschende Umbau des Dickschiffs VW wirklich zum Erfolg führen wird.

Zweifel sind angebracht. Denn indem man die Beiboote nun zu Wasser lässt und als Markengruppen in Schlepp nimmt, wird der Wolfsburger Flottenverband noch lange nicht schneller und wendiger. Zumal ein ähnliches Formationsmodell aus der Zeit, als Bernd Pischetsrieder bei VW das Sagen hatte, niemals wirklich Realität wurde.

Zurück in die Zukunft also. Auch die Neukonstruktion der Kommandoebene erinnert fatal an vergangene Zeiten: Als Konzern- sowie Markenchef und auch noch oberster Verantwortlicher für die Entwicklung erhält Diess eine Machtfülle, wie sie früher allenfalls Ferdinand Piëch oder Martin Winterkorn innehatten. Damit besteht die Gefahr, dass es mit dem "Kulturwandel" bei VW alsbald ein Ende haben wird.

Und noch bedenklicher ist, dass mit Gunnar Kilian als Personalvorstand nun ein Intimus von VW-Betriebsratsboss Bernd Osterloh bei dem Autobauer mit am Ruder steht. Konflikte auf der Kommandobrücke sind damit fast schon programmiert. Denn wenn Osterloh, der mit Diess schon wegen des "Zukunftspakts" heftig aneinander geriet, etwas nicht will, dürfte Kilian das wohl auch nicht wollen. Kommt hinzu, dass mit Pötsch immer noch ein Mann aus der alten Piëch-Seilschaft die Aufsicht führt. Wie da ein Kurswechsel gelingen soll, erschließt sich nur ganz großen Optimisten.