Zu spätes Signal

Kommentar

03.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr

Entwarnung aus Brüssel: Alle verseuchten Eier sind vom Markt genommen, ab jetzt kann wieder bedenkenlos jedes Frühstücksei verzehrt werden, heißt es. Doch der Fipronil-Skandal wird den Verbrauchern noch eine Weile schwer im Magen liegen.

Millionen Eier mit Rückständen des Anti-Läuse-Mittels waren in den Handel gelangt, und es hat zwei Wochen gedauert, bis das ganze Ausmaß bekannt wurde.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sah tagelang zu, wie sich der Skandal und die Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger ausbreiteten, präsentierte sich erst gestern als entschlossener Krisenmanager. Leider zu spät. Auch wenn die Lebensmittelüberwachung Ländersache ist: Ein früheres Signal von höchster Stelle, dass wirklich alles zum Schutz der Bevölkerung und zur Eindämmung der Verseuchung getan wird, hätte viel Unruhe ersparen können. Ob nicht doch eine Gefahr durch das Insektizid besteht - auch wenn die Rückstände gering sind - darauf fehlte lange eine Antwort.

Einheitliche Handlungsempfehlungen von Bund und Ländern waren auch diesmal Fehlanzeige. Jetzt gilt es, die Schuldigen für diesen Skandal, die dem biologischen Reinigungsmittel Dega-16 das Gift beimischten, dingfest zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen. Und es muss verhindert werden, dass die in Deutschland besonders betroffenen Bio-Produzenten in Verdacht geraten, die Regeln und Auflagen zu umgehen. Sie dürfen nicht zu den Leidtragenden des Betrugs werden, für den sie keine Verantwortung und Mitschuld tragen.

Die tiefere Ursache des Skandals liegt gerade in einem auf Massenproduktion angelegten Erzeugersystem. In den Niederlanden bezogen mehr als 100 Geflügelfarmen das vergiftete Reinigungsmittel von einem Produzenten. Da ist es kaum zu verhindern, dass sich Betrügereien ausweiten.