Dokument des Scheiterns

Kommentar

18.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Die Bundestagsabgeordnete und Drogenbeauftragte Marlene Mortler lenkt den Fokus auf einen Aspekt, der in der drogenpolitischen Debatte bisher viel zu kurz gekommen ist: auf die Kinder von Suchtkranken.

Es ist in gesamtgesellschaftlichem Interesse, dass der Staat die Hilfe und Betreuung für sie intensiviert.

Die Zahlen der Christsozialen aus dem Wahlkreis Roth sind eindrucksvoll und erschreckend: Ein Drittel dieser Kinder entwickelt selbst eine krankhafte Sucht, ein weiteres Drittel leidet unter anderen psychischen Störungen. Das ist nicht nur für die Betroffenen schrecklich und verursacht überdies immense Kosten für die Solidargemeinschaft. Deshalb gilt es, die Anstrengungen zu verstärken. Nicht nur in diesem Bereich.

Der aktuelle Drogen- und Suchtbericht ist ein Dokument des Scheiterns. Dass der Tabak- und Alkoholkonsum bei Jugendlichen zurückgegangen ist, ist zwar erfreulich. Insgesamt aber versagt der Staat im Kampf gegen Rauschgift. Die Zahl der Drogentoten ist wieder angestiegen, und zwar deutlich. Ebenso die der Erstkonsumenten. Suchthilfe gewinnt an Bedeutung. Zumal ein Problem sträflich vernachlässigt wurde, das sich längst nicht mehr ignorieren lässt, weil die Auswirkungen in manchen Regionen der Republik beinahe allgegenwärtig sind: die rasante Verbreitung der zerstörerischen synthetischen Droge Crystal Meth.

Der Kampf gegen das Teufelszeug ist stärker auf die EU-Ebene zu verlagern. Außerdem muss das richtige Maß aus Repression, Prävention und therapeutischer Hilfe für Süchtige gefunden werden. Die Kritik von Grünen und Linken an einer "Verbotspolitik" und der Ruf nach einem liberaleren Umgang mit Rauschgift gehen in die falsche Richtung.

Insbesondere die Gefahren durch den zunehmenden Konsum von Cannabis werden durch die Rufe nach einer Legalisierung verharmlost. Der heutige Umgang des Rechtsstaats mit "Gras" ist nicht überzeugend. Die Argumente für eine baldige Freigabe sind es jedoch auch nicht.