Die Genossen reagieren

Kommentar

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Der Streit ist alles andere als neu: Schon lange wird über überzogene Saläre, üppige Boni und Abfindungen gestritten. Mitunter werden die horrenden Zahlungen zudem ohne jeden Zusammenhang mit der erbrachten Leistung und dem Unternehmenserfolg überwiesen.

In den Vorstandsetagen einiger deutscher Konzerne gibt es Gehaltsexzesse, die das durchaus ausgeprägte Gerechtigkeitsempfinden vieler Bundesbürger zutiefst verletzen.

Verdienten bis in die 80er-Jahre hinein Top-Manager noch das 20-Fache eines Facharbeiters im gleichen Unternehmen, so geht es inzwischen um mehr als das 50-Fache. Die 3000-Euro-Rente, die der ehemalige Vorstandschef von Volkswagen, Martin Winterkorn, täglich bekommt, ist nur ein Beispiel. Für die Sozialdemokraten wiegen die zwölf Millionen Euro, die SPD-Mitglied Christine Hohmann-Dennhardt nach nur einem Jahr im Vorstand als Abfindung kassiert, deutlich schwerer. Im Willy-Brandt-Haus musste man einfach reagieren. Sitzen doch in vielen Aufsichtsräten auch Spitzengenossen oder zumindest Gewerkschafter mit SPD-Parteibuch.

Der Gesetzentwurf, den die Bundestagsfraktion nun präsentiert hat, wirkt moderat. Dass auf klare staatliche Vorgaben für Höchstbezüge von Konzernchefs und Vorständen verzichtet wird, ist klug. Managergehälter festzulegen darf nicht Sache des Staates sein. Mit den Plänen werden aber richtigerweise Aufsichtsräte und Hauptversammlungen in die Pflicht genommen, einmal zu definieren, wie viel mehr der Boss verdienen soll als der Durchschnittsbeschäftigte im Konzern. Das würde Transparenz schaffen und dringend benötigte Spielräume für die Unternehmen lassen.

Von der geplanten Beschränkung der steuerlichen Absetzbarkeit von XXL-Gehältern wird allerdings kein größerer Anreiz ausgehen, die Bezüge in den Vorstandsetagen spürbar herunterzufahren. Außerdem ist der Vorschlag verfassungsrechtlich problematisch. Schade, dass die SPD-Fraktion beim viel beachteten Thema Managergehälter einen Alleingang gemacht und nicht zunächst die Entscheidung in der großen Koalition gesucht hat. So wirkt das Ganze wie ein Wahlkampfmanöver und nicht wie ein politischer Fortschritt.