Begrenzte Wirkung

Kommentar

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Altersarmut - das ist gegenwärtig kein Massenphänomen in Deutschland, aber es könnte zu einem werden. Dann nämlich, wenn die Vorsorgelücke nicht geschlossen wird. Dass hier eine reale Gefahr besteht, belegt der jüngste Alterssicherungsbericht der Bundesregierung.

Ein Drittel der Deutschen ohne Zusatzvorsorge, bei Geringverdienern sogar fast 47 Prozent - da muss gehandelt werden.

Mögen die Kassen der gesetzlichen Rentenversicherung derzeit noch prall gefüllt sein: So wird es auf Dauer nicht bleiben. Immer weniger Beitragszahler werden in Zukunft für immer mehr Rentner aufzukommen haben. Mit der Folge, dass die gesetzlichen Renten deutlich langsamer steigen werden als die Löhne, und das Versorgungsniveau im Alter sinkt.

Seit Jahren bereits weisen Experten darauf hin, dass die umlagefinanzierte Alterssicherung allein nicht mehr ausreichen wird. Deshalb war es höchste Zeit, Betriebsrenten und Riester-Vorsorge attraktiver zu machen. Das Gesetz, auf das sich die große Koalition in allerletzter Minute geeinigt hat, kann dafür sorgen, dass vermehrt auch kleinere und mittlere Betriebe Betriebsrenten anbieten - wenn auch ohne Rendite-Garantien. Einige Branchen - etwa die Metall- und Elektroindustrie - haben mit solchen Regelungen auf der Basis von Tarifverträgen bereits gute Erfahrungen gemacht. Doch sind die Wirkungen dieses Modells begrenzt: Nicht einmal mehr 60 Prozent der Betriebe im Westen beziehungsweise 50 Prozent im Osten haben Tarifbindung.

Die größte Vorsorgelücke klafft im Übrigen bei Beschäftigten mit geringen Einkommen. Dass die Koalition hier auf Zuschüsse setzt und einen größeren Teil von Zusatzrenten von der Anrechnung auf die Grundsicherung im Alter freistellt, ist ein erster Schritt.