"Eine spannende, mysteriöse Filmgeschichte"

18.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:11 Uhr

Ingolstadt (DK) In einem kleinen bayerischen Dorf werden Marc und sein Sohn Tyll mit den Spuren eines uralten Verbrechens konfrontiert. Der Schlüssel zu dem sechsfachen Mord scheint in den Visionen und Albträumen zu liegen, die Marc seit seiner Ankunft quälen. Auf der Suche nach einer Antwort forscht Marc in der Vergangenheit. Er stößt auf ein dunkles Geheimnis. Einer der großen ungeklärten Mordfälle Deutschlands findet seinen Weg ins Kino. "Hinter Kaifeck" heißt der Mystery-Thriller, der am 12. März bundesweit in den Kinos anläuft. Cordelia Hiller hat mit Produzentin Monika Raebel (Foto) über den Film gesprochen.

Wie sind Sie auf das Thema Hinterkaifeck gekommen?

Monika Raebel: Ich habe erstmals Ende der 90er von Bekannten aus dem Münchner Umland von dem Fall erfahren, mir daraufhin das Buch von Peter Leuschner gekauft und Kontakt zu ihm aufgenommen, um mehr über diesen ungeklärten Fall zu erfahren.

Wie haben Sie sich inhaltlich auf den Film vorbereitet?

Raebel: Ich war sofort überzeugt, dass sich hier ein einzigartiger Filmstoff verbirgt. Die über die Jahre anhaltende Presseberichterstattung, die Kommunikation in Internet-Foren und die erschienene Literatur beleben die Faszination für dieses Thema immer wieder neu. Zugleich zeigte sich schnell, wie groß die Herausforderung war, hieraus einen kommerziellen Kinofilm zu entwickeln. Ein Mord ohne überführten Mörder droht erzählerisch unbefriedigend zu bleiben und auch das Genre des Krimis ist in Deutschland sehr stark dem Fernsehen zugeordnet. Aus diesen Gründen nahmen die Autoren Sönke Lars Neuwöhner, Christian Limmer und ich uns die Zeit und entwickelten um den Kern dieses unheimlichen Verbrechens herum eine eigene moderne kinogerechte Geschichte, die zu großen Teilen in der Gegenwart spielt und spannende Mystery-Elemente verwendet, die aus dem Fall abgeleitet sind.

Bereits 1998 haben Sie die Rechte von Peter Leuschner erworben. Mittlerweile droht Konkurrenz durch den Kinofilm "Tannöd", der allerdings erst im November in die Kinos kommt. Warum hat die Verfilmung so lange gedauert?

Raebel: Wenn ein Stoff in der Kolportage oder Literatur spannend ist, muss das noch nicht bedeuten, dass eine Verfilmung gleichermaßen gut funktioniert. Das Medium Film folgt seinen eigenen Gesetzen, und ich wollte sicher gehen, ein überzeugendes Drehbuch zu verfilmen. Die investierte Zeit hat sich sehr gelohnt und hat uns zu einer sehr spannenden, mysteriösen Filmgeschichte geführt.

Der Sechsfachmord wird in eine völlig neue Geschichte eingearbeitet, die in der Gegenwart spielt. Warum erschien Ihnen das sinnvoll?

Raebel: Es war mein Ziel und das meiner Koproduzenten Kinowelt und ProSieben, modernes und kommerziellen Kino zu erzählen und damit die vielen jungen Thriller- und Mysteryfans anzusprechen. Mit der Fiktion, die wir um den Kern dieses Verbrechens entwickelt haben, konnten wir diesen Anspruch bestmöglich bedienen.

Welche Schwierigkeiten hatten Sie bei der Umsetzung?

Raebel: Die größte Herausforderung war in der Tat die Entwicklung eines stimmigen Drehbuchs. Die Finanzierung eines in Deutschland noch nicht etablierten Genres war ebenfalls nicht leicht und nur dank der Unterstützung der Filmförderung möglich. Das Budget blieb in einem unterdurchschnittlichen Rahmen, was uns im positiven Sinne zu noch mehr Kreativität motivierte und was den Film unterm Strich sehr wirtschaftlich macht. Die Dreharbeiten selbst waren dann bei einer Regisseurin wie Esther Gronenborn, die bereits für ihren Film "alaska.de" mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, mit einem hervorragenden Team und einem hochkarätigen Cast wie Benno Fürmann, Alexandra Maria Lara und dem jungen Talent Henry Stange in sehr guten Händen.

Wieso haben Sie eigentlich nicht auf einem Einödhof in der Nähe des tatsächlichen Tatorts gedreht, sondern im Kreis Passau?

Raebel: Da der Einödhof ohnehin nicht mehr existiert, waren wir frei in unserer Motivfindung. Hinzu kam, dass sich der Münchner Norden in der Einflugschneise des Flughafens befindet und der Fluglärm die Dreharbeiten gestört hätte.