Tanzbar, intelligent und wortgewandt

30.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Sie kommt aus Frankfurt, doch ihre Wurzeln liegen in Marokko: In ihrem Debütalbum „Nador“ singt Namika auch über ihre Herkunft und ihre innere Zerrissenheit - Foto: Hannes Caspar

Namika wird die deutsche Musikszene in diesem Sommer so richtig aufmischen: Am 24. Juli hat die junge Frau ihr Debütalbum „Nador“ auf den Markt gebracht. Darin verarbeitet die talentierte Sängerin und Rapperin aus Frankfurt unter anderem ihre Suche nach der eigenen Identität.

Denn die Wurzeln von Namikas Familie liegen in Marokko. Zu hören gibt es deshalb eine bunte Mischung aus orientalischen Klängen, Rap, wie er aus Frankfurt bekannt ist und poppigen Sommerklängen. Im Ohr bleibt außerdem Namikas samtweiche Stimme hängen.

Vor rund 40 Jahren zogen die Großeltern von Namika, die mit bürgerlichen Namen Hanan Hamdi heißt, von Nador nach Frankfurt. Mit ihren Wurzeln in der marokkanischen Küstenstadt und ihrer Heimat am Main schlagen zwei Herzen in ihrer Brust, wie sie sagt.

Namika wählte aus diesem Grund auch den Namen ihrer zweiten Heimat als Titel ihres Debütalbums. In „Nador“ nimmt sie den Zuhörer mit auf eine Reise zu dem geschäftigen Treiben eines Souks – eines typischen Markts im Orient: „Es duftet nach Safran, Honiggebäck und gegrilltem Fleisch / Ein Hauch von Benzin mischt sich hinein“ – zwischendrin sieht man den Schlangenbeschwörer und den Straßenmaler, streunende Katzen kreuzen ihren Weg.

Namika schlüpft in „Nador“ in die Rolle einer Suchenden, einer jungen Frau, die wissen möchte, woher sie kommt. Eine ältere Frau, gekleidet in eine Djellaba – einer landestypischen Tunika – mustert sie. Die Hautfarbe ist die gleiche, trotzdem sieht sie nicht aus wie die Menschen in Nador. Die junge Frankfurterin besingt die Zerrissenheit vieler Menschen, die sich zwar in Deutschland zu Hause fühlen, in denen aber noch eine zweite Liebe zu einer anderen Heimat schlägt. Neben den eingängigen orientalischen Klängen, die Lust auf Tanzen machen, bleiben Namikas Gabe zur genauen Beobachtung und ihre samtweiche Stimme zurück.

In die Kategorie Sommer-Sound mit lockeren Beats und leichten Rhymes fällt Namikas „Lieblingsmensch“. Es ist ein Dankeschön an genau jenen Menschen, der uns so gut kennt, dass ein Blick reicht und Worte überflüssig sind. „Lieblingsmensch“ war der erste Song, den Namika aus ihrem Album „Nador“ auskoppelte. Das ist eine kluge Entscheidung gewesen, denn dieses Lied lief in den vergangenen Wochen im Radio rauf und runter und begeisterte die Hörer vor allem wegen dessen melodiöser Leichtigkeit und der originellen und fantasievollen Reimen. „Lieblingsmensch“ funktioniert sowohl bei sommerlich heißen Temperaturen im Freibad als auch im Auto zum Mitsummen. Aber eben auch an einem verregneten Sommernachmittag alleine auf dem heimischen Sofa.

Wie wortgewandt Namika ist (Namika ist arabisch und heißt übersetzt „die Schreiberin“) und wie wenig sie sich bei „Nador“ auf ein Genre festlegen lässt, zeigen auch die Einschläge des Hip-Hops in „Coole Katze“. Darin streunt eine Katze durch die Stille der Großstadtnacht. Sie ist völlig frei von Verpflichtungen, taucht auf, wann immer es ihr passt. Und niemand kann sie bändigen. Wäre diese Katze eine junge Frau, wäre sie verdammt cool.

Als Rapperin „Hän Violett“ zog Namika noch bis vor Kurzem durch das Land – mit Texten und harten Beats wie man sie aus den 90er Jahren unter anderem vom „Rödelheimer Hartreim Projekt“ um Rapper Moses Pelham kannte. Die Namika aus „Nador“ spielt mit den Kontrasten aus harten Beats und weichen Klängen sowie der Mischung unterschiedlichster Genres – eine gelungene Mixtur. Ganz besonders im Sommer. DK