Regensburg
Mechanismen der Macht

Lydia Steier bringt Georg Friedrich Händels Oratorium "Saul" am Theater Regensburg auf die Bühne

27.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Drastische Bildersprache: Szene aus Händels Oratorium „Saul“ am Theater Regensburg - Foto: Sigmund

Regensburg (DK) Herrscher kommen, Herrscher gehen – die Mechanismen von Macht und Machtmissbrauch bleiben. Der absolutistische Sonnenkönig Saul wird zwar von einem aufgeklärten David abgelöst, doch der wird alsbald von denselben Dämonen befallen wie sein Vorgänger.

 

Mit klarer Bildsprache, mitunter freilich auch mit der Subtilität eines Vorschlaghammer bringt Regisseurin Lydia Steier ihre Sicht auf Händels dramatisches, eine szenische Umsetzung nahe legendes Oratorium „Saul“ auf die Bühne. Perücken werden verbrannt, die barocken Illusionskulissen weichen einem Container, in dem Sauls Tochter Michal von David brutal entjungfert wird, Sohn Jonathan wird ob seiner Homosexualität öffentlich gedemütigt und vom Vater erdrosselt.

Den Soundtrack zu dieser oft vordergründigen Drastik liefert das in Kooperation mit der Regensburger Kirchenmusikhochschule historisch informiert zupackende Philharmonische Orchester und der sehr präsente Chor unter György Mészáros.

Gesungen wird ordentlich (Mario Klein in der Titelpartie) bis außerordentlich (Aurora Perry als Merab, Anna Pisareva als Michal und vor allem Countertenor Yosemeh Adjei als David). Wohliges Gruseln mit Händel.