Pfaffenhofen
Literaturtage mit Festivalcharakter

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Abwechslungsreiche Besetzung: Martin Walker (Mitte), Christoph Peters (oben links), Sina Trinkwalder (ober rechts), Sabine Bode und Lenz Prütting wurden zu den Literaturtagen eingeladen. - Fotos: Von Felbert, Murat, Einwanger, Schrenk, Prütting

Pfaffenhofen (DK) Bestsellerautor Martin Walker ist der Star der diesjährigen Literaturtage der Lesebühne Pfaffenhofen. Daneben stellen auch regionale Autoren ihre aktuellen Werke vor. Die Veranstaltungsreihe findet vom 19. bis 22. Oktober 2017 statt.

 Diese Kulturveranstaltung mausert sich von einer kleinen Lesereihe im Jahr 2014 zu einer echten Pfaffenhofener Tradition, die bisher über mehrere Wochen hinweg und zu verschiedenen Jahreszeiten stattgefunden hat. Dieses Jahr gibt es ein Novum: War die Reihe bisher auf einige Wochen verteilt und weit gefasst, hat sie nun einen Festivalcharakter. Das heißt, das fünfteilige Programm wurde gestrafft und jetzt an vier Tagen hintereinander präsentiert. Obwohl der Grund für die Neuordnung wohl schlichtweg an der terminlichen Vereinbarkeit aller Akteure liegt, könnte diese doch der Anstoß für etwas komplett Neues sein.

Für Schriftsteller und Kulturreferent Steffen Kopetzky, der im Jahr 2015 selbst schon auf dieser Bühne gestand und aus seinem Roman "Risiko" vorgetragen hatte, haben solche Veranstaltungen einen inspirierenden Charakter: "Man soll den Autor beim Argumentieren und Denken erleben können." So war es zumindest bei ihm, als er seine erste Literaturlesung besuchte und den Schriftsteller Walter Kempowski erlebte.

Damit der literarische Genuss in der Hopfenregion überhaupt zustande kommt, hat sich das Organisationsteam vieles einfallen lassen. Den Kontakt zu den Verlagshäusern konnte die Literaturagentin Dorle Kopetzky - Frau von Steffen Kopetzky - herstellen. Das alles ist jedoch ein zeitintensiver Prozess: zunächst muss ein Überblick über die gegenwärtige Literatur verschafft werden, damit die Termine mit den passenden Autoren abgeglichen werden können. Den Pfaffenhofenern bietet sich die Chance, Inhalte von nah und fern zu hören, und das nicht nur auf geografischer, sondern auch auf zeitlicher Ebene. Die Welt kommt nach Pfaffenhofen, die Verbindungen dorthin sind bei den Gästen vorhanden:

Eingeleitet wird das Festival am Donnerstag mit dem Schriftsteller Christoph Peters. Er liest im Festsaal des Rathauses aus "Selfie mit Sheikh", einer Sammlung von Erzählungen. Da der Nahe Osten immer noch unbekannt zu sein scheint, wird der Autor zusammen mit Steffen Kopetzky, Moderator des Abends, einen Dialog führen. Dass die Männer auch privat bekannt sind, wird sich beispielsweise bei den gemeinsamen Erzählungen über einen Aufenthalt in Pakistan zeigen. Während der Reise entstand auch die Idee, dass Peters an der Veranstaltungsreihe teilnehmen könnte.

Am nächsten Tag weht mit Sabine Bodes Lesung aus ihrem ersten Roman "Das Mädchen im Strom" ein westdeutscher Wind. Sie beschreibt ein Stück deutsche Geschichte, die bis nach Shanghai reicht. Bode ist vor allem für ihre Sachbücher über die Nachkriegsgeneration bekannt. Auch in ihrem Roman wird dieses Wissen vermittelt, aber diesmal anhand einer weiblichen Protagonistin.

Am Samstag ist erstmals eine regionale Autorin im Theatersaal des Hauses der Begegnung. Die Augsburgerin Sina Trinkwalder stellt ihr drittes Buch, "Im nächsten Leben ist zu spät", vor. Ein Ratgeber, der keiner ist, denn um glücklich zu sein, müsse man auf sich selbst hören und nicht auf andere, untermauert die Unternehmerin. Ihr persönlicher Handlungsaufruf passt zu Pfaffenhofen, das im Jahr 2013 mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Sonntagnachmittags wird der Privatbesitz von Lenz Prütting, der Trobartl-Hof in Göbelsbach, für 50 Zuhörer geöffnet. Er liest Passagen aus seinem bisher unpublizierten Buch "Versuch, ein Leben zu verstehen. Mein Vater im Dritten Reich". Prütting ist kein Unbekannter: Der studierte Theaterwissenschaftler ist Jurymitglied für das Joseph-Maria-Lutz-Stipendiat, verfasste ein dreibändiges, philosophisches Werk über das Lachen, war Dramaturg am Stadttheater Ingolstadt und Chefdramaturg in Augsburg.

Das Programm der Reihe endet am Sonntagabend mit dem Besuch des Bestsellerautors Martin Walker. Er stellt seinen neuen Bruno-Roman, "Grand Prix", vor. Die Serie des Schotten ist ein Erfolg, denn es handelt sich mittlerweile um den neunten Fall des Chef de Police, Bruno Courrèges aus Périgord. Walkers Präsenz ist etwas Besonderes, immerhin wurde die Einladung an ihn bereits vor eineinhalb Jahren ausgesprochen. Da Frankreich in diesem Jahr Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse war, passt der Krimi perfekt. Die deutsche Übersetzung wird von dem Schauspieler Markus Boniberger vorgetragen. Dieser ist im Ermittlungsgebiet von Bruno ortskundig, da er die Region Périgord vor Kurzem besucht hat.

Das Programm deckt also ein breites Spektrum ab. Genauso unterschiedlich wie die Autoren wird die Zusammensetzung des zu erwartenden Publikums sein. "Die Stadt eignet sich perfekt als Austragungsort, da hier besonders viel Wert auf Kulturarbeit gelegt wird. Außerdem hat man hier ein großes Einzugsgebiet", erläutert Petra Schweiger von der Stadtverwaltung Pfaffenhofen: "Der Sinn hinter der Veranstaltung ist es, das kulturelle Angebot vielfältig zu gestalten und nicht nur die gängigen Konzerte und Ausstellungen anzubieten."

 

Literaturtage der Pfaffenhofener Lesebühne, 19. bis 22. Oktober. Karten im Vorverkauf beim Pfaffenhofener Kurier, an der Abendkasse und online: okticket.de.