Nürnberg
Schön, schöner, Bardentreffen

Musikalisches Nürnberg: Mehr als 200 000 Besucher bei 92 Konzerten

30.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Nürnberg (DK) Bei der 42. Auflage des Musikfestivals unter freiem Himmel hat sich am Wochenende in Nürnberg gezeigt, warum das Publikum das Bardentreffen nach wie vor liebt. Die Abendsonne steht über dem Sebaldusplatz. Katharina und Bruce tanzen über das Kopfsteinpflaster. "Wir konnten uns nicht mehr halten und mussten einfach tanzen", sagt Katharina, während im Hintergrund die irische Band Flook auf ihren Flöten trötet. Derweil versucht Thomas, den Überblick zu behalten: "Wie heißt eigentlich die nächste Band" Er blättert im Programmheft.

Thomas ist Fan des Bardentreffens. "Ich komme seit 20 Jahren her und treffe mich hier mit Freunden." Wenn es um das Bardentreffen geht, überlässt Thomas nichts dem Zufall. "Ich bringe immer einen Campingstuhl mit." Thomas aus Donauwörth ist Barden-Profi. "Danach spielt hier Hank Shizzoe", sagt Thomas, der sich über die vielen Barden im Vorfeld informiert hat. "Beim Bardentreffen spielen ja nicht die Superstars wie Madonna. Hierher kommen viele tolle unbekannte Bands aus der ganzen Welt", erklärt Thomas, der ein ausgeklügeltes Punktesystem entwickelt hat. Gute Bands bekommen zwei Sterne. Supergute drei. Und nicht ganz so gute einen Stern. Hinter der irischen Band Flook, die aktuell immer noch auf der Bühne im Schatten der Sebalduskirche fiedelt, hat Thomas zwei Kreuze gemacht. "Mal schauen, wo ich danach hingehe", sagt er und lehnt sich entspannt zurück. Auf dem Platz scheint mittlerweile die Musik zu wirken. Immer mehr Menschen schwingen wie Katharina und Bruce das Tanzbein. Viele schauen glücklich dabei aus.


Rainer gönnt sich derweil ein kleines Päuschen. "Ich genieße jetzt hier mal kurz die Ruhe", sagt er und nimmt einen herzhaften Schluck aus der Bierflasche, die vor ihm auf dem Bistrotischchen steht. "Nürnberg ist so schön, so ausgelassen und so friedlich an diesem wunderbaren Wochenende", freut sich Rainer und deutet auf die vielen Menschen, die rund um das Dürer-Haus auf dem Boden sitzen und die lässige Gemütlichkeit genießen.

"Das ist seine Premiere. Macht er wirklich gut", findet die Mama und zeigt auf ihren zweijährigen Jonathan, der mit einem kleinen Holzstab das mobile Mini-Schlagzeug von Charly bearbeitet. Das Kind hat Spaß. Charly nimmt es gelassen. "Wir sind extra aus Berlin nach Nürnberg zum Bardentreffen gekommen", sagt der Straßenmusiker und wendet sich wieder dem neuen Nachwuchstalent zu.

Die heimlichen Stars beim Bardentreffen stehen sowieso nicht auf der Bühne. In jeder Gasse tummeln sich an diesem Wochenende die Straßenmusiker. "Wir sind extra aus Wesel vom Rhein gekommen, um hier dabei zu sein und vor so vielen Menschen auf der Straße spielen zu können", erzählen Julia und Sandrine, die sich direkt vor der Altstadthofbrauerei mit ihren Instrumenten aufgebaut haben. Nach dem ersten Lied haben sie bereits ein ansehnliches Publikum beisammen.

Daniel hat sich für eine andere Taktik entschieden. Er hat sich mit seiner Gitarre in einem ruhigen Durchgang in der Stadtmauser postiert. "Hier ist es schön schattig. Außerdem hallt es so schön", freut sich Daniel und schlägt die Saiten seiner Klampfe an. Dazu singt er französische Chansons. "Hört man mich", fragt Daniel seine Freunde, die mit einem kräftigen Nicken die Frage beantworten. Die Freude wehrt allerdings nur kurz.

Nebenan bläst ein echter Barden-Profi in sein Instrument. "Ich bin schon zum drittel Mal hier", erzählt der 13-jährige Jannis, der sich mit seinem Saxofon direkt am Eingang zur Altstadt aufgestellt hat. Der Standort ist offensichtlich strategisch günstig. In seinem Musikkoffer blinken die Münzen in der untergehenden Abendsonne. "Ich will mir einen Laptop kaufen", sagt Jannis und bläst wie ein Profi. Die Menschen bleiben stehen, bekommen leuchtende Augen und werfen eine Münze in den Koffer. Danach tanzen sie weiter durch die schönsten Nächte, die Nürnberg zu bieten hat.