Neuburg
Hausmusik bei der Familie Bach

Bei den Neuburger Barockkonzerten geht es heuer um künstlerische Begegnungen

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Eine grandiose Cellistin und ungewöhnliche Ensembles: Ophélie Gaillard und "4 Times Baroque" gastieren in Neuburg. - Fotos: Barockkonzerte

Neuburg (DK) Seit 69 Jahren gibt es die Neuburger Barockkonzerte nun, im kommenden Jahr steht also ein gewichtiges Jubiläum für das älteste Festival der Stadt an. Zeit, ein wenig Luft zu holen, findet Stiftungsvorstand Tobias Böcker, als er am Freitag in das Programm für die diesjährige Festivalrunde einführte.

In den vergangenen Jahren habe man die Messlatte sehr hoch gehängt, etwa mit Künstlern wie Maurice Steger, dem Ensemble I Musici oder der Sopranistin Simone Kermes.

Diesmal gilt es also, einen Gang herunterzuschalten. Dennoch ist das Programm heuer alles andere als zweitklassig. Die künstlerische Leiterin des Festivals, Jutta Dieing, hat als Leitidee das Motto "Verbindungen und Beziehungen" ausgewählt. Damit setzt sie sich von der Programmatik der vergangenen Jahre ab, bei der stets die Barockmusik verschiedener Länder im Mittelpunkt stand. Das diesjährige Motto bietet natürlich mehr Spielraum, ist allerdings auch inhaltsleerer. Denn Musik hat schließlich immer etwas mit Beziehungen oder Verbindungen zu tun.

Im engeren Sinne passt so auch nur eins der vier Konzerten zur Leitidee: das Schwerpunktkonzert mit dem Pulcinella Orchestra und der in Deutschland noch wenig bekannten französischen Cellistin Ophélie Gaillard. In diesem Konzert geht es um einen "Abend im Hause Bach". Gespielt werden Werke von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen Friedemann und Carl Philipp Emanuel. Für diese Musik ist die Cellistin Gaillard sicher eine hervorragende Wahl. Denn ihre Einspielung von Werken Carl Philipp Emanuel Bachs zusammen mit dem von ihr 2005 gegründeten Pulcinella Orchestra wird regelmäßig in höchsten Tönen gerühmt, wegen der Frische ihres Vortrags, der blitzenden Perfektion des Orchesters und dem kantigen Klang des Cellos.

Eröffnet wird das Festival heuer mit dem Ensemble "4 Times Baroque". Die Musiker sind alte Bekannte für das Neuburger Publikum. Denn die vier Musiker wurden 2013 mit dem Publikumspreis des Biagio-Marini-Wettbewerb ausgezeichnet. So besitzen die vier Musiker tatsächlich die Fähigkeit, Barockmusik besonders lebendig und unkonventionell zu präsentieren. Dazu bearbeiten sie die Werke auch. Auf dem Programm ihres Konzerts stehen eher weniger bekannte Barockmeister, aber auch Werke von Antonio Vivaldi.

Den Abschluss der Barockkonzerte gestaltet der Sänger Marco Beasley. Der Sänger beeindruckt durch ein "geradezu unklassisches Timbre", wie Jutta Dieing am Freitag erläuterte. Denn Beasley singt mit einer nicht klassisch ausgebildeten Naturstimme. So werden die Werke von Claudio Saracini, Claudio Monteverdi und anderen ungewöhnlich und "besonders berührend".

Ergänzt und gewürzt wird das klassische Festivalmenü auch in diesem Jahr wieder mit einer Prise Jazz. Im Birdland-Jazzclub improvisiert diesmal das Full Moon Trio über barocke Themen und Motive.

Stolz sind die Veranstalter heuer wieder auf die besonderen Konzert-Orte. Alle Säle veranschaulichen auf unterschiedliche Art barocke Lebensweisen. Zum zweiten Mal findet in diesem Jahr ein Konzert im Rittersaal statt. Und erneut ist ein besonderer Höhepunkt der Abend im Ottheinrichsaal, also im Museum zwischen flämischen Gemälden. Wann sonst kann man schon auf so einfache Art einen doppelten Kunstgenuss aus Museumsbesuch und Konzert erleben? Um Karten sollte man sich übrigens bald kümmern. Die vergangenen Festivalrunden waren stets ausverkauft.