Musikalisches Feuerwerk

26.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:24 Uhr

Fulminante Show: Das Philharmonic Volkswagen Orchestra und seine Band im Rücken lud Peter Maffay am Donnerstag in der Münchener Olympiahalle zu einer musikalischen Zeitreise durch vier Jahrzehnte Musikgeschichte. - Foto: Prager

München (DK) Er ist ein Rocker und Gentleman. Das wurde am Donnerstagabend in der ausverkauften Münchener Olympiahalle einmal mehr deutlich.

So tritt Peter Maffay bei seiner orchestergestützten Zeitreise durch seine 40-jährige Bühnenkarriere nicht nur in eleganter grauer Weste auf, die die Tattoos auf seinen muskelgestählten Oberarmen voll und ganz zu Geltung bringt, er holt sich auch immer wieder (zumeist weibliche) Fans auf die Bühne – und erlebt dabei selber die eine oder andere Überraschung. Etwa, als ihm eine junge Frau einen Apfel schenkt: "Du heißt aber nicht Eva", fragt Maffay mit seinem bekannten, spitzbübischen und sympathischen Grinsen. Zufall oder Inszenierung? So ganz genau weiß man das bei Peter Maffay nie. Er ist ein wahrer Meister der Unterhaltungskunst und bringt damit – zusammen mit seiner erstklassigen Band und dem Philharmonic Volkswagen Orchestra – rund 12 000 Menschen in der Olympiahalle zum Toben.

"Tattoos" hat Maffay seine aktuelle Jubiläumstour überschrieben. Nicht ohne Grund: "Unsere Songs sind wie Tattoos in unserer Biografie", sagt der Sänger. Eingebrannt in die Herzen der Fans, wie man am Donnerstagabend schon nach den ersten Klängen spüren kann. Bereits im ersten Set kommen, nach einem lautstarken, rockigen Auftakt, in eine perfekte Bühnenshow verpackt jene Lieder, die nicht wirklich rockig sind, sich aber dennoch in die Herzen der Menschen eingebrannt haben. "Man sagt, es sei ein schöner Tag im August gewesen", stimmt Maffay auf den Kultsong "Und es war Sommer" ein. Maffay singt die ersten Töne, den Rest besorgt ein vielstimmiger Chor aus Fans, während auf der dreieckigen Bühne die in zwei Etagen aufgereihten Musiker des Orchesters unter Leitung von Hans-Ulrich Kolf hinter einer imaginär sonnendurchfluteten Videowand abtauchen.

Alte und neue Songs wechseln sich in der Show ab, in der Maffay mit seiner Band um den Gitarristen und Produzenten Carl Carlton, dem Vater-Sohn Gespann Jean-Jacques und Pascal Kravetz am Keyboard und an der Gitarre, Bertram Engel am Schlagzeug, Ken Taylor am Bass und Peter Keller an der Gitarre drei Stunden lang ohne eine einzige Pause abrockt. "Du", der Song, mit dem 1969 alles begann, geht dabei genau so unter die Haut wie "Eiszeit", wohl einem der politisch wichtigsten Hits Maffays. "Wenn die Meere untergehn und die Erde bricht" singt der Deutschrocker, einen kleinen Buben an der Hand, während auf der Leinwand im Hintergrund ein Atompilz explodiert.

Bei solchen eher ruhigen Songs kommt die Begleitung durchs Philharmonic Volkswagen Orchestra am besten zur Geltung. Bei allzu rockigen Klängen wirkt die Vielfalt an Instrumenten dagegen mitunter fast ein wenig breiig – weniger wäre da manchmal mehr gewesen.

Dennoch: Das Konzert, das Peter Maffay und Musiker am Donnerstag in der Olympiahalle hingelegt haben, war grandios. Ein musikalisches Feuerwerk durch vier Jahrzehnte Musikgeschichte. Die Licht- und Bühnenshow wie immer sensationell. Dass Peter Alexander Makkay, wie Maffay richtig heißt, bei jeder Tour was Neues wagt, zeigt auch das Zusammenspiel mit Bluesharper Chris Kramer – auf einer kleinen, zweiten Bühne im hinteren Teil der Arena. Hier singt Maffay einige neue, sehr persönliche Songs, mal begleitet auf der Gitarre, mal auf der Harp oder von Jasmin-Isabel Kühne an der Harfe, bevor er wieder – mit Band und Orchester – im dritten Set, einem Hardrock-Medley, mächtig Gas gibt.

"Ich wollte nie erwachsen sein", erklingt schließlich als Zugabe das Lied "Nessaja" aus Maffays genialem Kindermusical "Tabaluga". Das nimmt man dem Sänger ohne weiteres ab. Auch – und gerade – mit 61.