München
"Die Krise ist ein Riesenthema"

Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz über den Film "Ein Sommer in Griechenland" und die Stimmung bei den Dreharbeiten in Athen

24.04.2015 | Stand 01.02.2017, 14:44 Uhr


München (DK) Böse Überraschung: Ausgerechnet bei ihrem ersten Einsatz als Busfahrerin im familieneigenen Reiseunternehmen von Wuppertal nach Athen gibt es nichts als Probleme. Der Bus wird gestohlen, die Versicherung will nicht zahlen, weil er nicht auf einem bewachten Parkplatz stand.

Die Polizei nimmt sie nicht ernst, und dann unternimmt Rieke auch noch einen fatalen Bestechungsversuch. „Daraus entwickelt sich eine turbulente Geschichte, in der sie natürlich – wie das so ist am Sonntagabend – einen Mann kennenlernt“, erzählt Aglaia Szyszkowitz lachend. Denn sie verkörpert in dem Film „Ein Sommer in Griechenland“, der am Sonntag um 20.15 Uhr im ZDF läuft, die patente, aber ein bisschen naive Rieke. Der geheimnisvolle Mann ist der „grie-chische Til Schweiger“ Alexis Georgoulis. Gedreht wurde vergangenen September und Oktober in Athen und auf der Insel Hydra. Natürlich war die Wirtschaftskrise das beherrschende Thema.

Aglaia Szyszkowitz, Sie spielen eine Busfahrerin. Mussten Sie vorher Fahrstunden nehmen?

Aglaia Szyszkowitz: Ich bin eine sehr gute Autofahrerin, habe den Motorradführerschein, kann sogar kleine Lkw fahren und habe schon große Wohnmobile gesteuert. Aber leider durfte ich beim Drehen nicht Busfahren. Die Versicherung hat nicht mitgespielt – bei diesen engen Straßen in Griechenland. Ich sitze zwar am Steuer und fahre durch die Landschaft, aber der Bus wurde so umgebaut, dass jemand anderes schaltet und lenkt.
 
Sie absolvierten für eine Rolle extra eine Ausbildung zur Personenschützerin. Was mussten Sie denn noch alles lernen?

Szyszkowitz: In „Bodyguard“ musste ich damals Uwe Ochsenknecht „beschützen“. Ich würde mich in der Tat gern intensiver auf Rollen vorbereiten, dann macht der Beruf nämlich noch mehr Spaß, aber das passiert viel zu wenig. Für einen Film habe ich Reitstunden genommen, für einen anderen Tangostunden. Ich hatte – auch wenn ich schon lange in München lebe – einen bairischen Coach für einen bairischen Film. Und vor Kurzem einen steirischen Coach, weil ich einen Film auf Steirisch gedreht habe, aber das nicht wirklich konnte. Dann gab es noch Schießtraining für meine Rolle als Kommissarin. Ich mag diese körperlichen Rollen. Ich fahr’ auch wahnsinnig gern selber meine Stunts, das geht aber leider nicht immer.
 
Sprechen Sie Griechisch?

Szyszkowitz: Nein. Auch wenn mein griechischer Vorname das nahelegen würde. Mein Vater hat mich so genannt, weil er die Burgtheater-Schauspielerin Aglaia Schmid sehr verehrte, als er damals in Wien studierte. Aber wenn man so einen Namen hat, hat man automatisch eine Verbindung zu diesem Land. Regisseur Jorgo Papavassiliou hat mich vielleicht auch ein bisschen deswegen besetzt.
 
„Ein Sommer in Griechenland“ wurde im September und Oktober 2014 in Athen und auf der Insel Hydra gedreht. Einige Rollen sind mit Griechen besetzt und auch der Großteil der Crew war griechisch. Haben Sie da etwas von der Krisenstimmung erlebt?

Szyszkowitz: Das spürt man total. Es ist ein Riesenthema. Es gibt ein irrsinniges Gefälle zwischen deutschen und griechischen Gagen. Viele griechische Kollegen müssen sich unglaublich einschränken, mussten von großen Wohnungen in kleine Apartments ziehen. Dabei sind sie sehr gastfreundlich, und es ist ihnen unangenehm, wenn sie einen beispielsweise nicht mal zum Essen einladen können.

Kennen Sie Griechenland von früher?

Szyszkowitz: Als Kind war ich mit meinen Eltern oft dort. Dann lange Zeit nicht mehr. Aber ein Jahr vor den Dreharbeiten war ich auf Naxos – und so begeistert, dass wir in den Pfingstferien wieder dort zwei Wochen Urlaub machen. Ich bin ein totaler Griechenland-Fan. Ich mag die Mentalität, die Küche, die Kulturgeschichte.
 
Sind Sie ein politischer Mensch?

Szyszkowitz: Ich würde mich schon als politischen Menschen bezeichnen. Ich informiere mich und mache mir Gedanken. Erschreckend finde ich das Bild, das hierzulande gemeinhin von den Griechen gezeichnet wird. Wenn man das Land bereist, stellt man fest, dass das Land einfach anders funktioniert. Ich habe engagierte, fleißige Menschen kennengelernt, die sehr unter den Vorurteilen leiden. Das Land hat sich sehr verändert. Die Leute sind verzweifelt. Es gibt auch kaum Geld für Kultur.
 
Wie sehen denn Ihre nächsten Projekte aus?

Szyszkowitz: Gerade haben die Dreharbeiten für einen österreichischen „Tatort“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser begonnen. (In ihrem 14. Fall mit dem Arbeitstitel „Sternschnuppe“ ermitteln die Kommissare in einer Castingshow. Aglaia Szyszkowitz spielt die Ehefrau eines ermordeten Musikmanagers. Die Dreharbeiten dauern bis Mitte Mai, die Ausstrahlung ist für kommendes Frühjahr geplant. Anmerk. d. Red.) Parallel dazu spiele ich Theater in Wien: „Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer, eine sehr witzige Geschichte über ein Ehepaar in der Paartherapie. Übrigens wieder mit Jürgen Tarrach, mit dem ich schon in „Ein Sommer in Griechenland“ zusammengearbeitet habe.

 

Das Interview führte
Anja Witzke.

 

Sonntag, 26. April, 20.15 Uhr, ZDF: „Ein Sommer in Griechenland“.