München
Literatursendung in Gefahr

29.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Foto: DK

München/Ingolstadt (DK) Heute entscheidet der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks darüber, ob die einzige Literatursendung des Bayerischen Fernsehens, „LeseZeichen“ ebenso wie die Kulturdokumentations-Sendung „Lido“ zum Ende des Jahres abgesetzt werden soll. Begründet wird dieser Schritt mit den Sparauflagen des Senders. Über die Grenzen des Freistaates hinaus hat diese Meldung Proteste hervorgerufen.

„Literatur ist nicht nur ein zentraler Bestandteil von Bildung und Kultur, sie weitet zudem den Blick, trägt bei zu Toleranz und Weltoffenheit“, sagt Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der den Kultur- und Bildungsauftrag des Senders in Gefahr sieht, schließlich trage „eine moderne Literaturvermittlung im Fernsehen zur Meinungsbildung in der Gesellschaft“ bei. Und: Mit einem solchen Schritt würde das öffentlich-rechtliche Fernsehen seine Existenzberechtigung aufs Spiel setzen.

Thomas Kraft, Vorsitzender des Schriftsteller-Verbandes (VS) Bayern warnt: „Diese Maßnahme steht im Widerspruch zum Bildungs- und Kulturauftrag des von Gebührengeldern finanzierten Bayerischen Fernsehens.“ Unterstützt von Schriftsteller-Verband und PEN-Zentrum Deutschland hat „LeseZeichen“-Autorin Julia Benkert eine Online-Petition zum Erhalt der Sendung gestartet, bei der innerhalb der ersten drei Tage mehr als 4000 Unterschriften gesammelt wurden, darunter von Autoren wie Doris Dörrie, Frank Schätzing und Sten Nadolny. Verleger und Künstler haben sich ebenso wie viele Zuschauer beteiligt.

Denn das Markenzeichen von „LeseZeichen“ ist, dass nicht nur Kulturspezialisten berichten, sondern auch die Lesenden selbst zu Wort kommen. Neben Interviews und Reportagen zu Neuerscheinungen, neben Tipps zu Ausstellungen, Kinofilmen wie der Verfilmung von Benedict Wells Debütroman „Becks letzter Sommer“ fragt die Redaktion Passanten: „Was lesen Sie gerade“ Diese erzählen, warum sie Neuerscheinungen, weniger Bekanntes lesen oder zu Klassikern wie Otfried Preußlers „Krabat“ (dtv-Verlag) greifen.

Erstmals ausgestrahlt wurde die Sendung am 29. April 1972, bis 1983 unter dem Titel „Bücher beim Wort genommen“, damals nicht regelmäßig. „LeseZeichen“ dagegen wird in der Regel montags um 23.40 Uhr im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt, tags darauf auf ARDalpha wiederholt. Die Sendung ist jederzeit in der Mediathek abrufbar, auf der Internetseite werden alle Tipps aufgelistet.

Auf die Mediathek, auf andere Sendeplätze und das Internet verweist BR-Sprecher Markus Huber: Die Literatur und professionelle Berichterstattung werde es weiterhin geben, das Online-Angebot solle ausgebaut werden. Es sei ein fester Sendeplatz für die Kultur geplant. Huber betont: „Über einzelne Sendungen und Sendeplätze wurde noch nicht entschieden.“ Es werde noch intensiv beraten.

Es gibt also noch die Chance, das besondere Fernsehformat „LeseZeichen“ mit Unterschriften zu unterstützen, unter der Internetadresse: