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Das Ingolstädter Architekturbüro Oficinaa zeigt in München seine Donau-Vision Im Ingolstädter Stadtrat tut sich was

01.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr

"Lichtungen" sind am Donauufer entstanden und gelbe Baumstümpfe platziert worden. Ideen haben Silvia Benedito und Alexander Häusler mit Bürgerbeteiligung und dem Referat für Stadtentwicklung entwickelt. Weitere Umsetzungen der Einfälle und Visionen stehen noch aus. In der kleinen Ausstellung in der Architekturgalerie in München sind einige zu erleben. - Fotos: Häusler/Fehr

München/Ingolstadt (DK) Gleich hinter den prächtigen Bildbänden fließt die Donau. Einmal geradeaus und ein paar Stufen runter. Der Mulch knarzt leise unter den Füßen, große Baumstumpfattrappen laden zu einer Pause mit Blick auf das Wasser ein.

Da quaken Enten, da zirpen Grillen, da kommt hin und wieder ein Boot vorbei. Ein paar Meter weiter weiße Kiesel. Der Donaustrand? Die perfekte Illusion in drei kleinen Räumen.

In der Architekturgalerie in München - erreichbar durch die Spezialbuchhandlung Werner - präsentieren Silvia Benedito und Alexander Häusler vom Ingolstädter Architekturbüro Oficinaa derzeit ihre 2014 bereits im Museum für Konkrete Kunst ausgestellte Vision für "einen Stadtpark an der Donau". Zu erleben sind die Ideen für den zwölf Kilometer langen "Donau Loop": vom Turm bis zur Hängematte, von der Brücke bis zu Sitzgelegenheiten. Schlüssig das Konzept, das das beschreibt und in Bilder umsetzt, was bei vielen anderen möglicherweise lange nur Lippenbekenntnisse waren und sind. Die Auen, Hochwasserdämme, Ufer und Wald in die Stadt einbeziehen, die Donau, die lange als Hindernis in der Stadtentwicklung durch die Jahrhunderte galt - auch das kann der Besucher im Zeitraffer verfolgen -, integrieren und erlebbar machen.

"Landschaft Stimmung" nennen die beiden Architekten die Ausstellung und das dazu erschienene Buch, das noch mehr Anregung und Informationen vereint. Man wolle nicht das Donauufer neu bauen, sondern nur "neu stimmen", meint Alexander Häusler, und Silvia Benedito ist es wichtig, auf 210 Hektar keinen "Eventraum zu schaffen, sondern einen Erlebnisraum". Häusler sagt noch: "Der Park sollte auch einen Zusammenhang haben, sonst bleibt es am Ende nur vereinzelte Landschaftsmöblierung."

Das Außergewöhnliche an dieser Vision für Ingolstadt, für die Bürger und die Donau sind aber nicht nur die Ideen, sondern auch der Weg dorthin. Das Referat für Stadtentwicklung hatte das Projekt initiiert und vorangetrieben, es gab eine große Bürgerbeteiligung. Häusler denkt gerne daran zurück. "Wir haben es ja geschafft, wirklich viele Menschen zusammenzubringen."

In das Projekt, das etwas ins Stocken geriet, ist im Sommer Bewegung gekommen. Die Ingolstädter Grünen haben einen Antrag gestellt, die Donau-Strategie weiter zu verfolge. Mit dem Ergebnis im Stadtrat und dem Auftrag an den Stadtentwicklungsausschuss, bis Ende des Jahres Konzepte zu entwickeln, die bis in fünf Jahren umgesetzt werden sollen.

Für Häusler ist der Donauweg auch ein Stadtentwicklungsthema: Er wünscht sich, dass die Ingolstädter das Potenzial dieses gesamten Parks verstehen, schätzen lernen und ihn aus eigenem Interesse und Initiative vorantreiben würden. "Die Donau ist einer der Schlüssel, wenn nicht der Schlüssel zur Lebensqualität von Ingolstadt für die Zukunft."

 

Landschaft Stimmung. Bis 16. September, Architekturgalerie München, Türkenstraße 30. Von 9 bis 19 Uhr, zur Open Art auch am Sonntag, 17. September, geöffnet. www.openart.biz. Eingang durch die Kunstbuchhandlung L. Werner.