München
Hip, aber herzlich

Miike Snow unterhalten mit stylischen Sounds im Münchner Technikum

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

München (DK) Obwohl der Abend im Zeichen des oftmals zu Unrecht als herzlos und kalt verschrienen Elektro-Pop steht, geht zumindest die Performance des Headliners stellenweise zu Herzen. Überhaupt spielt das Herz heute eine nicht unwichtige Rolle, haben Miike Snow mit "The Heart Of Me" und "Heart Is Full" doch gleich zwei passend titulierte Nummern im Programm.

Und die Vorband heißt sogar zu allem Überfluss Beaty Heart!

Das Süd-Londoner Trio versucht ab 20.30 Uhr das hippe und junge Publikum im gut gefüllten Technikum aufzuheizen, schafft das aber nur bedingt. Zwar ist es im Club durchaus heiß und schwül, aber die statische und chillige Darbietung der drei an ihren Keyboards und DJ-Pulten zündet kaum.

Nach 30 Minuten muss dann die Technik des Openers auch schon wieder weichen und neue wird auf die Bühne gebracht. Während große Teile des gestylten Publikums vor der Halle vorübergehende Abkühlung suchen.

Zehn Minuten vor zehn starten die Stockholmer Miike Snow ihren erfolgreichen Versuch, große Klanglandschaften in den Club zu zaubern. Das passiert natürlich auch mit starkem Elektronik- und Keyboardeinsatz, aber auch "normales" Bandinstrumentarium kommt zum Einsatz. Bei mancher Nummer kann sogar die Gitarre spielerische und klangliche Akzente setzen. Meist geschieht das bei den beinahe schon Indie-rockigen Stücken, die aber deutlich in der Minderzahl sind. Vorrangig geht es sphärisch, elektronisch und sehr melodisch ans Werk. Bei aller Technik steht definitiv der menschliche Faktor in Gestalt der warmen und eindringlichen Stimme des amerikanischen Sängers Andrew Wyatt im Mittelpunkt. Der trägt das Herz zwar nicht unbedingt auf der Zunge und hält sich mit Ansagen weitgehend zurück, aber der mitunter grandiose Gesang geht doch ans Herz. Wie seine schwedischen Kollegen greift auch Wyatt immer wieder in die Tasten und gegen Ende sogar kurz zur Gitarre. Mangelnde musikalische und instrumentale Fähigkeiten kann man diesen Hipstern und Popstern nun wirklich nicht vorwerfen.

Die stylishen, intensiven und emotionalen Sounds werden von einer simplen, aber effektiven Show unterstützt. Eine Art Regalsystem mit allerlei Technik steht vor dahinterliegenden Leinwänden und lässt interessante Bildausschnitte und spannende Silhouetten zu. Neonfarbene oder urbane Szenerien in Farbe oder Schwarz-Weiß auf den Videoscreens potenzieren dramatische Titel wie "I Feel The Weight of The World" mit seinen massiven Synthesizerklängen noch weiter. Manchmal ist die Wirkung aber auch am größten, wenn nichts oder nahezu nichts auf der Bühne zu sehen ist.

Kurz vor elf läuft zur ersten Zugabe "Longshot (7 Nights)" eine Art Filmabspann im Hintergrund und "Animal" beendet nach nur 75 Minuten das kurze, aber herzliche Gastspiel der stylishen, 2007 in Stockholm gegründeten Formation. Ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird und einiges für den Ruf der elektronischen Musik getan hat.