München
Geld oder Liebe?

"Ein Mann fürs Grobe" mit Jürgen Prochnow in München

16.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Zu viele Klischees: Ein verschüchterter Autor (Patrick Dollmann) und ein ärgerlicher Putzmann (Jürgen Prochow). - Foto: La Rocca

München (DK) "Mistkerl", "Scheusal" und "Volltrottel" sind noch die harmlosesten Beleidigungen, die Séverine ihrem Ex Jean-Pierre entgegenschleudert. Vor 25 Jahren waren sie innigst liiert, genossen die Liebe in vollen Zügen und zeugten einen Sohn.

Doch Jean-Pierre entpuppte sich im Verlauf der Ehe sehr schnell privat und beruflich als Hallodri: Affären mit mehreren Gespielinnen wechselten mit dem Desaster des in die Pleite geschlitterten Bankers ab. Vor dem Nichts steht er nun im vorgerückten Alter da. Alles ist ihm zerronnen: Geld, Reputation und Erfolg bei Frauen.

Am Ende aller Hoffnungen und in schäbigen Klamotten sucht er seine Ex-Gattin Séverine in ihrem Pariser Büro auf, die sich in der Zwischenzeit einen prosperierenden Verlag mit Bestsellern aus dem People-Sektor und anderen trivialen Buchbereichen aufgebaut hat. Jean-Pierre will seine alte Liebe aufleben lassen, um weniger in der Erotik zu punkten als vielmehr finanziell wieder auf die Beine zu kommen. Doch der alte Ehe-Zoff feiert zwischen den (von Thomas Pekny) seltsamerweise nur mit wenigen Büchern ausgestatteten coolen Verlagsoffice fröhliche Urstände. Trotzdem stellt Séverine als betrogene und schnöde verlassene Ehefrau den treulosen Macho ein. Nicht aus Mitleid freilich, sondern als Rache für erlittene Unbill. Doch zwei Bedingungen muss er erfüllen: Über seine Identität hat er zu schweigen und Arbeit gibt es für ihn nur als Putzmann. Ebenso brav wie widerwillig erfüllt er beides, bis die Autorin eines Enthüllungsromans mit dem Titel "Porträt eines Mistkerls" ihr Manuskript persönlich im Verlag abgibt . . .

Bis diese Boulevardschmonzette von Eric Assous freilich Fahrt aufnimmt, dauert es, um erst nach der Pause mit reichlich Pointen und verquerer Situationskomik zu brillieren. Denn zu viele Klischees packte der 1956 in Tunis geborene, in Paris lebende Autor in seine Komödie: Das reicht von der Grauen Eminenz des Verlages, dem bei Vertragsverhandlungen und in Sexgelüsten überagilen Cheflektor (Rolf Komorr), über die verhuschte und heulsusende Verlagsassistentin (Clara Cüppers), den verschüchterten Autor und (in Personalunion) auftrumpfenden Literaten-Headhunter (Patrick Dollmann) bis zu den auf Rollschuhen durch die Chefetage fegenden Büroboten (Leenert Schrader), der sich auch noch als Séverines und Jean-Pierres Sohn entpuppt. Doch Jürgen Prochnow, einst Star in Wolfgang Petersens Verfilmung von Lothar Günther Buchheims "Das Boot" und als Bösewicht in zahlreichen Hollywood-Krimis international erfolgreich, verkörpert superb den Putzmann als geschundenen Underdog, der mit List und Tücke gegen seine Erniedrigung aufbegehrt.

Warum der Regisseur Frank-Lorenz Engel die Rolle der betrogenen Ex-Gattin und tou-ghen Verlagsmanagerin Séverine in Verena Wenglers Darstellung zu einem im ständigen Überdruck cholerisch aufbrausenden, hysterischen Nerverl aufmotzte, bleibt ebenso unergründlich wie enttäuschend. Das mit zahlreicher Prominenz aus Film und Fernsehen durchsetzte Premierenpublikum freilich jubelte.

Bis 26. Februar in Münchens Komödie im Bayerischen Hof. Kartentelefon: (089) 29 28 10.