München
Feuer entfacht

The Prodigy heizen im ausverkauften Münchner Zenith mächtig ein Überwältigende visuelle Effekte

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

München (DK) "Draußen ist es saukalt, aber dafür hier drinnen umso heißer", bringt es Keith Palmer alias Maxim Reality, einer der beiden Sänger von The Prodigy, im Laufe der spektakulären Show der Electro-Punks auf den (Gefrier)Punkt. Bei Minusgraden lassen Tausende, darunter auch viele internationale Besucher, akribische Sicherheitskontrollen über sich übergehen, um sich danach in langen Schlangen vor den Garderoben einzureihen.

Derart viele Menschen, die unbedingt ihre Jacken abgeben wollen, sieht man selbst bei ausverkauften Konzerten im Zenith selten. Wer nicht warten will, nutzt einen der Metallträger des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks, sodass auch diese alle belegt sind.

Bis die Temperaturen dann aber auch im übertragenen Sinn steigen, dauert es noch etwas. Der niederländischen Hip-Hop-Truppe Dope D.O.D. gelingt es nur bedingt, Stimmung zu machen. Nicht nur, dass aufgrund technischer Schwierigkeiten die Rapper aus Groningen anfangs nicht zu hören sind, auch das Gangsta-Gehabe des Trios zündet kaum bei den Prodigy-Fans.

Ganz im Gegensatz zu der brillanten und brachialen Lightshow der englischen Techno-Pioniere, die dann folgt. Gerade die hektischen Stroboskopeffekte, auf die im Vorfeld mit Warnzetteln extra hingewiesen wurde, haben gewaltige Wirkung. Mit den Big Beats, der bereits 1990 gegründeten Truppe um Programmierer und Synthesizer-Spieler Liam Howlett, entsteht eine perfekte und mitreißende Sound-Licht-Mixtur. Umso mehr, als Howlett von Keith Flint und Maxim Reality an den Mikros tatkräftig unterstützt wird. Die Ansagen beschränken sich dabei auf ein Minimum und dienen vorrangig dem Anheizen und Aufpeitschen des Publikums. Songs wie "Breathe", das begeistert mitgesungene "Wild Frontier" und schon früh der Hit "Firestarter" machen das Zenith zur absoluten Partyzone.

Neben den wuchtigen und zunehmend lauter werdenden Computerklängen, die von einem Schlagzeuger und einem Gitarristen begleitet werden, ziehen vor allem die überwältigenden visuellen Effekte in ihren Bann. Aus allen erdenklichen Lichtquellen bis knapp unter die hohe Hallendecke schießen Strahlen und Blitze in unterschiedlichen Frequenzen und Formen. Das Auge wird beinahe überfordert und hat auch gar keine Chance, sich an das Inferno aus Helligkeit zu gewöhnen, denn ständig wird die Richtung gewechselt. Ebenso hektisch sind großenteils die Songs, die auch schon mal die Genres Hardcore und Hardtrance touchieren, damit aber umso mehr Bewegung ins Auditorium bringen. Gegen Ende gehen alle, ob mit oder ohne Jacke, begeistert mit. Technik und Techno bringen wirklich nur wenige Formationen so stark und stimmig zusammen wie The Prodigy.

Am Schluss sind sowohl Band als auch Publikum ausgepumpt, aber glücklich und mit Flimmern vor den Augen und Dröhnen in den Ohren geht es wieder hinaus in die Kälte.