Ingolstadt
Von Niveau keine Spur

Cindy aus Marzahn langt in der Saturn-Arena derb hin – und erntet viele Lacher

24.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

Grelles Pink, kein sanftes Rosa: Cindy von Mahrzahn tat bei ihrem Auftritt in der Saturn-Arena Ingolstadt das, wofür sie auch bekannt ist - sie schonte weder ihre eigene Person noch das Gemüt ihres teils sehr jungen Publikums mit ihren Sprüchen - Foto: Jürgen Schuhmann

Ingolstadt (DK) Es ist unfassbar, wie viele Witze unter der Gürtellinie in einen Abend passen. Die fleischige Comedy-Kanone Cindy aus Marzahn hat in dieser Kategorie sicherlich schon einige Rekorde aufgestellt. Sex und Fressgelage, das serviert sie ihren Zuschauern am liebsten – gewürzt mit etwas Kot und Urin. Appetitlich geht anders.

Dabei fängt der Abend eigentlich relativ unterhaltsam an. Cindy erscheint wie gewohnt im pinken Frotteeanzug auf der Bühne und beginnt, mit den Leuten zu plaudern. Sie fragt einige Zuschauer nach ihren Namen oder ihrer Herkunft, verlässt die Bühne und läuft durch die Stuhlreihen. „Was seid ihr beide denn für kleine Prinzessinnen“, jauchzt sie, als sie zwei Mädchen mit pinken Blumen in den Haaren entdeckt – ganz so, wie sie es selbst auch trägt. Die Komikerin verteilt Lutscher, beschenkt einen Rollstuhlfahrer und schäkert mit den Sanitätern. Diese Volksnähe ist angenehm und sympathisch. Doch so angenehm bleibt es nicht lange.



Kaum ist Cindy wieder zurück auf der Bühne, geht es los. Die Sprüche, die die „Prinzessin der Herzen“ auf das Publikum abfeuert, lassen sich kaum wiederholen. So erzählt sie etwa von ihrer besten Freundin Britney, die so hässlich sei, dass man nur im Dunkeln mit ihr Geburtstag feiern könne. „Die Britney hat sich nackt auf den Tresen gelegt, mit Hack bedeckt und geschrien: ,Fuck the Hack!’“ Als das Publikum laut grölt und klatscht, kommentiert Cindy trocken: „Ihr seid ja ganz schön versaut hier. Aber ist okay, ihr wollt ja nicht Shakespeare hören – deswegen bin ich ja da.“ Wobei ein bisschen Shakespeare dem einen oder anderen im Publikum sicher nicht geschadet hätte.

Auf diesem Niveau geht es weiter. Die Komikerin zieht den Reißverschluss ihres Oberteils etwas nach unten – denn „das bringt eine höhere Einschaltquote“ – oder zupft an ihrem Hinterteil herum und erklärt, dass die Hose zu tief in den Schritt gerutscht sei. Sie weigert sich, einen Schluck von ihrem Wasser zu nehmen („Nichts trinken, wo Fische drin ficken“) und lässt sich stattdessen eine Schokomilch bringen. Dann will sie wissen, wie die Zuschauer das weibliche Geschlechtsorgan bezeichnen. Diese Episode endet mit einer Anspielung auf Oliver Pocher, der eine Affäre mit der Tennisspielerin Sabine Lisicki hat: „Pocher macht jetzt Bum-Bum in eine Tennismumu!“

Während man sich noch vor Grausen schüttelt, macht Cindy längst weiter im Programm. Sie erzählt eine „Kindergeschichte“, die ganz und gar nicht kindgerecht ist. Die Geschichte handelt von der hübschen Heuschrecke Mindy, die sehr weit geht, um bei einem Schönheitswettbewerb zu gewinnen: Sie reißt ihrer besten Freundin, der Hummel Sidney, Flügel und Fühler aus, und schubst sie durch ein Dornenbeet, das ihr das Fell abreißt. Am Schluss wird Mindys Freund, Ringo Regenwurm, zweigeteilt, damit sowohl Mindy als auch Sidney etwas „Langes und Dickes“ haben können. Es ist weder amüsant, noch kurzweilig – sondern einfach nur grausam. Man beginnt sich zu fragen: Hat Cindy nicht gesehen, dass im Publikum auch sehr junge Kinder sitzen? Warum nimmt sie nicht ein bisschen Rücksicht?

Selbst die beiden Lieder, die die Jogginganzugträgerin zum Besten gibt, können den Abend nicht mehr retten. Eines erzählt vom Wunsch, ein Clown zu sein. Das andere ist eine umgedichtete Version von Pinks „Dear Mr. President“. Cindy macht einen Song für Hartz-IV-Empfänger daraus, der den Pleitegeier der Arbeitslosen und die skrupellosen Banker kritisiert – Populismus in seiner vollsten Blüte. Die Zuschauer feiern die Frau, die von kaum etwas anderem reden kann, als von Sex, Sex und noch einmal Sex. Und natürlich davon, wie sie beim Aquajogging ins Schwimmbecken gepinkelt hat – in dem Sinne: Lassen Sie es sich schmecken!