Ingolstadt
Weltenklang statt Weltmusik

Festival bringt zum zweiten Mal außergewöhnliche Künstler nach Ingolstadt Kartenvorverkauf beginnt

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Verbindet in ihrer Musik Tradition und Moderne: Die Samin Mari Boine. - Foto: Musk-Anderson

Ingolstadt (DK) Kulturelle Identität, ethnische Eigenheiten, fremde Tradition - Wortpaare, die in letzter Zeit (so oder ähnlich) vor allem im politischen Diskurs auftauchen. Ihre Benutzung - oder Abnutzung? - erscheint mehr und mehr als Umschreibung des "großen Unbekannten". Zum zweiten Mal bietet das Weltenklang-Festival, ins Leben gerufen vom Team des Kulturzentrums neun und dem Ingolstädter Perkussionisten Charly Böck, eine Alternative: unmittelbarer Austausch mit Musikern aus verschiedensten Regionen der Welt.

Vier Abende in der Zeit vom 11. bis zum 16. April werden von Künstlerinnen und Künstlern aus Kamerun, Pakistan, Irland, Gambia und Norwegen sowie vom Publikum in Ingolstadt und eingeladenen Flüchtlingen gestaltet.

"Wir haben eine Nische gesucht", erklärt Matthias Neuburger, Organisator der Neun, zum Konzept und: "Ein ethnologisch vielseitiger Ansatz fehlt in der Region total. Als wir uns überlegt hatten, wie wir das Ganze aufziehen wollen, war schnell klar: Es muss authentisch sein. Wir wollten nicht alles zusammenmixen, und am Ende hat man dann wieder Simon and Garfunkel." Das Programm des Festivals ist deshalb grundlegend anders: Jalli Yusupha Kuyateh, Koraspieler aus Gambia, eröffnet das Festival im Café Tagtraum am 11. April auf seinem ungewöhnlichen Instrument und bringt mit erzählerischem Gesang das Leben und das Lebensgefühl des westafrikanischen Landes nach Ingolstadt. Die Kora ist eine Stegharfe, die mit beiden Händen gezupft wird.

Aus dem Westen Pakistans weht am Abend darauf ein anderer Wind: Sitar-Virtuose Ashraf Sharif Khan spielt in der Sebastianskirche die zum Teil meditativen, zum Teil ekstatisch springenden Melodielinien seines Instruments.

Die junge irische Band Goitse und die samische Sängerin Mari Boine - letztere HauptAct des Festivals - lassen nach drei Abenden Pause, am 15. April, im Kulturzentrum neun zwei der vielen Stimmen des Nordens sprechen. Goitse, benannt nach einer kameradschaftlichen Begrüßung im Gälischen, verbinden die ursprüngliche Musik ihrer grünen Heimat mit Elementen der zeitgenössischen Popmusik.

In wildem Gegensatz dazu steht die Performance der Nordnorwegerin Mari Boine, der wohl bekanntesten Musikerin des Volksstammes der Samen. Sie konnte ihre atemberaubend umfangreiche Stimme, die vom Obertongesang bis zum Hauchen reicht, schon einmal im Rahmen der Ingolstädter Jazztage in der ausverkauften Fronte beweisen.

Der letzte Abend vereint lokale musikalische Eigeninitiative und Konzert: Unter dem Motto "Power to the People" lädt der Ingolstädter Percussionist Charly Böck mit seiner Band zum gemeinschaftlichen Trommeln ein, ehe das Njamy-Sitson-Trio schließlich die Zuhörer mit auf eine besondere klangliche Weltreise nimmt. Der Kameruner Sänger, Multiinstrumentalist und Komponist Nyami Sitson vereinigt die eigentümliche Vokalpolyphonie Zentralafrikas mit der traditionsreichen klassischen Musik Europas und schafft so verblüffende Brücken. Teil des Trios sind die Cellistin Julia Kursawe aus Berlin sowie Stefan Pankow aus Dresden an der klassischen Gitarre.

Also doch wieder eine Art Weltmusik? Nein - originärer Weltenklang!